Diakon Carsten Lehmann, der einige Jahre als Krankenhausseelsorger im Marienhospital tätig war, hat am vergangenen Mittwoch eine Morgenandacht im NDR gesprochen.

Gerne können Sie diesen Text z.B. am Samstag um 11.30 Uhr laut oder leise in Ihrer Andacht lesen. Zu diesem Zeitpunkt treffen sich sonst immer Christinnen und Christen aus ganz Osnabrück zum Friedensgebet in der St. Marienkirche.

„Ich bin jetzt freiwillig in Quarantäne.“ Diese Nachricht hat mir ein guter Bekannter geschickt. Er hatte Kontakt zu einem Corona-Infizierten. Das hat mich beschäftigt. Ich habe versucht, mich in das Gefühlsleben von isolierten Menschen zu versetzen. Dabei fiel mir eine Erzählung aus dem Matthäus- Evangelium ein.

Jesus begegnet da einem Menschen, der wegen seiner Krankheit isoliert worden war. Er darf nicht mehr an der Gemeinschaft teilnehmen. So versuchte man sich damals wie heute vor Ansteckung zu schützen. Wir kennen ja die Regeln: Kein Händeschütteln, Abstand halten, regelmäßiges Händewaschen, Ansammlungen von Menschen vermeiden – alles absolut richtig. Wir wissen, wie sich das Virus überträgt.

In dem Evangelium kommt nun aber dieser Kranke auf Jesus zu. Eigentlich muss er sich fernhalten, sogar jeden, der sich zufällig nähert, warnen: Komm mir nicht zu nahe! Welche Not muss den Kranken gequält haben, dass er die Abstandsgebote verletzt.

Und Jesus? Bleibt er in sicherer Entfernung? Nein! Jesus hat Mitleid, im Originaltext heißt es, er war ergriffen. Jesus lässt sich ergreifen von der Not, er begreift die Sehnsucht nach Heilung und Gemeinschaft. Und dann heilt er diesen Menschen, indem er ihn mit der Hand berührt, die Distanz aufhebt, ihn so zurück in die Gemeinschaft holt. Heilung geschieht im Evangelium immer wieder durch Berührung. Im Markus Evangelium heißt es sogar: Alle, die ihn berührten, wurden geheilt.

Heilung geht also im wahren Sinn des Wortes durch die Haut. Berührung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Das soziale Wesen Mensch – ob Säugling oder alter Mensch – verkümmert ohne solche Nähe. Wie, so frage ich mich, wird sich eine Gesellschaft verändern, die – im wahren Sinn des Wortes – auf Abstand geht?

In der jetzigen Situation gibt es dazu keine Alternative. Aber es lohnt sich, darüber nachzudenken, wie Gemeinschaft möglich bleibt. Vielleicht digital, vielleicht durch ein freundliches Lächeln, vielleicht durch eine schöne Geste der Begrüßung, vielleicht durch einen Brief oder die Frage, die Jesus so oft stellt: Was kann ich für dich tun?

Vielleicht auch durch mehr Anerkennung der vielen Pflegerinnen und Pfleger und des ganzen medizinischen Personals? Klar, sie sind in erster Linie die Profis, die ihre fachliche Arbeit leisten. Aber genauso wichtig ist: Sie sind da, sie pflegen und berühren. Und sie heilen! Immer wieder! Sie sind ein Segen.

Amen

Hinweis:
Unter dem folgenden Link können Sie die Morgenandacht auch hören:
https://www.ndr.de/ndrkultur/Komm-mir-nicht-zu-nah,audio656362.html

Was für Zeiten, lieben Gemeinde? Klimakrise, die Situation der Kriegsflüchtlinge, die sich an der europäischen Grenze erneut zuspitzt, weltweite Corona-Epidemie. Das Virus hat auch Osnabrück erreicht. 

Andererseits: Wie sah es in anderen Zeiten aus? Zur Zeit, als Christinnen und Christen verfolgt wurden, als sich die Kirche angesichts der Nazi-Ideologie im Kirchenkampf befand, als Menschen in unserem Land in Vernichtungslagern ermordet wurden. Oder ich denke an die Zeit, in der ich als Kind aufwuchs: Als der kalte Krieg seinen Höhepunkt erreicht hatte und sich auf deutschem Boden die Atomsprengköpfe gegenüberstanden und eine riesige Grenzanlage mit Stacheldraht unser Land teilte.

Wir Menschen im Allgemeinen sind im Grunde bequem und egoistisch. Am liebsten haben wir es doch, wenn die Dinge alle gut laufen, wenn ich dafür nur das nötigste tun muss, wenn es mir und den meinen gut geht – die Probleme sollen bei den Menschen bleiben, die sie haben. Damit habe doch ich nichts zu tun.

Nun erreicht uns also auch die Gefahr einer Infektion des Coronavirus. Wir können uns nicht abschotten. Auch wir sind angefragt. Auch wir tragen jetzt eine (Mit-)Verantwortung dafür, besonnen mit dieser Ausnahme-Situation umzugehen, eine Ausbreitung zu verlangsamen, die Hygiene-Regeln zu befolgen und nicht in Panik zu geraten.

Diese Corona-Krise stellt auch unseren Lebensstil in Frage: Die Schnelllebigkeit, alles „Just-in-time“, schnell noch Karneval dort feiern, schnell noch eine Reise in die Niederlande und der Skiurlaub in Südtirol muss auch noch sein. Der Coronavirus hat bisher geschafft, was jedes noch so ambitionierte Klima-Programm bisher nicht vermocht hat: Die aufgehitzte Wirtschaft kühlt sich ein wenig herunter. Vieles kommt auf den Prüfstand. In China ist die Luftverschmutzung bereits signifikant zurückgegangen. 

Viele Menschen weltweit sind bereits in häuslicher bzw. klinischer Quarantäne. Auch wir anderen gehen weniger Wege, sagen Reisen ab und besuchen nicht Veranstaltungen mit vielen Menschen.

Können wir dies alles bereits mit diesem großen Wort „Bedrängnis“ bezeichnen? Etwas drängt auf uns ein. Wir reagieren darauf. Wir werden in unseren Möglichkeiten und v.a. in unseren liebgewordenen Gewohnheiten eingeschränkt. In diesem Sinne können wir dann auch den Predigttext für den 2. Sonntag in der Passionszeit hören:

Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Römer 5, 1-5

Bevor wir den Faden von eben wieder aufnehmen, lasst uns erst noch mal an den Anfang und an das Ende des Predigtextes schauen: Auch hier stehen große, starke Worte: Glauben, Frieden und Liebe!

Der Glaube ist der Ausgangspunkt für alles weitere. Er wird geweckt durch das Gebet, durch das Hören von Gottes Wort und dem Gespräch darüber und durch das Feiern des Gottesdienstes in Gemeinschaft.

Dadurch erkennen wir, dass wir richtig sind vor Gott. Er zieht uns hoch auf seine Augenhöhe, weil er uns liebt. Gott hat dies möglich gemacht durch das Leben, Sterben und die Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus. Somit haben wir Frieden mit Gott. 

Das ist die Grundlage. Das ist die Grundlage für alles. Für unser Leben, für unseren Alltag, für unsere Erziehung, dafür, dass wir selbst auch lieben können und zur Befriedung von Konflikten im Miteinander beitragen können.

Und am Ende wird noch einmal bestätigt, dass es genau so ist: Nichts weniger als die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Es gibt ja Menschen, die mit der Vorstellung des Heiligen Geistes ihre Schwierigkeiten haben. Doch ist eines doch klar: Ohne den Heiligen Geist wäre Maria nicht schwanger geworden. Ohne den Heiligen Geist würde keiner von uns Getauften nach dem Tod weiterleben bei Gott. Ohne den Heiligen Geist wäre die deutsche und die europäische Teilung nicht friedlich überwunden worden. Ohne den Heiligen Geist wird kein Friede unter uns und breitet sich auch keine Liebe, keine echte Liebe, die zunächst erstmal das Wohl des anderen sieht, aus.

Schauen wir nun auf die Verse dazwischen: Von Ruhm redet Paulus hier. Davon, dass wir uns rühmen. Wessen rühmen wir uns? 

Wenn wir ehrlich sind: Rühmen wir uns in Deutschland nicht unseres stabilen politischen und wirtschaftlichen Systems? Rühmen wir uns nicht des Friedens, den wir im Land haben? Rühmen wir uns unseres gut finanzierten Gesundheitswesens?

Oder bemängeln wir gerade, dass das alles nicht mehr so gut ist, wie es angeblich mal war bzw. wie es eigentlich sein sollte?

Paulus, als ehemaliger Jude, der sich hat taufen lassen und nun Christ ist, spricht von etwas ganz anderem: Er rühmt sich der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit. Er ist Realist. Er weiß um die Unzulänglichkeiten und Krisen in dieser Welt. Er weiß, dass wir immer nur in bestimmten Situationen im Hier und Jetzt Gottes Reich spüren und erleben können. Und solche Erfahrungen machen Mut, sich auch weiter einzubringen für die Sache Christi. Doch er weiß genauso, dass die Vollendung von allem in der „zukünftigen Herrlichkeit“ liegen wird, die Gott geben wird. Einst. Wir können ergänzen: Nach dem Tod!

Doch bleibt Paulus bei diesem Ruhm nicht stehen. Er rühmt sich auch der Bedrängnis. Da ist sie wieder. Wir sind in unserer Zeit konkret angesprochen. Können wir uns auch der Bedrängnis rühmen, die wir in diesen Tagen durch das Coronavirus erfahren? Anders ausgesprochen: Können wir in dieser Seuche auch ein Wirken Gottes sehen, dass langfristig für diese Welt ein Segen sein wird, da die Menschheit ganz gewiss neue Wege in den Fragen des Zusammenlebens, der Versorgung, der Produktion und des Transports gehen muss und gehen wird.

Paulus sagt auch sogleich, wozu eine echte, empfundene Bedrängnis führt: Sie führt in Geduld. Wenn das stimmt und wir dies ernstnehmen, dann ist das möglicherweise die größte Geistesgabe, die wir benötigen und um die wir bitten sollten: Geduld.

Geduld ist das Gegenprogramm zu „Just-in-time“. Geduld kann aushalten, dass etwas noch nicht fertig, sondern erst im Werden ist. Auch ein Mensch ist nicht und niemals fertig, er ist immer im Werden. Schon das Embryo im Leib der Mutter braucht 9 Monate, um die Verfassung zu haben, in diese Welt hinein geboren zu werden. Und die Mutter braucht in dieser Zeit, die Geduld, um sich auf die Geburt des Kindes entsprechend vorzubereiten. Und der Vater sollte diese Zeit auch nicht ungenutzt lassen.

Auch angesichts der aktuellen Corona-Krise benötigen wir Geduld. Das Virus lässt sich nicht ausrotten. Die Ausbreitung lässt sich verlangsamen. Forscher arbeiten rund um die Uhr an der Entwicklung eines Impfstoffes. Doch der wird für alle erst im kommenden Jahr zur Verfügung stehen. Wir benötigen also Geduld und Besonnenheit.

Und wozu führt nach Paulus dann Geduld? Sie führt in die Bewährung. Wir werden bewahrt. Gleichzeitig bewähren wir uns auch: Wir halten fest am Glauben. Wir werden gestärkt im Glauben. Wir verändern unseren Lebensstil. Wir entscheiden und handeln verantwortungsvoll. Wir geraten nicht in Panik. Wir helfen, wo wir es vermögen. Wir schützen uns so, wie es angemessen ist. Wir haben Verständnis, wenn einer von uns erkrankt ist, dass er oder sie eben gerade nicht mittun und mithelfen kann.

Schließlich erfahren wir, dass daraus neue Hoffnung erwächst.

Hoffnung für Veränderung und Verbesserung der Lebensbedingungen für Mensch und Tier hier auf Erden. Hoffnung auf Frieden, wo Krieg herrscht. Hoffnung auf ein gutes Miteinander im Land. Und gleichzeitig auch Hoffnung auf eine Vollendung auch meines persönlichen Lebens bei Gott in seinem Reich.

Denn, so lernen wir von Paulus, Hoffnung lässt keinen von uns zuschanden werden.

Amen

Liebe Leserin, lieber Leser!

Im Winter am Morgen ist es am schlimmsten. Dann fällt mir das Aufstehen besonders schwer. Draußen ist es ganz dunkel und im Bett ist es doch so gemütlich. Wenn ich jetzt noch etwas liegen bleiben könnte…

Doch die Pflicht ruft – die Arbeit und die Schule der Kinder. Manchmal bin ich dann froh, wenn mir jemand zuruft: „Papa, steh auf und komm. Ein neuer Tag liegt vor Dir mit vielen neuen Möglichkeiten.“ „Das sag doch ich sonst immer“, entgegne ich. „Na eben! Also komm.“ Dann kann ich natürlich nicht widerstehen und ich steh auf und gehe!

 „Steh auf und geh!“ hatte Jesus zu jenem namenlosen Mann gesagt, der bereits seit 38 Jahren krank war und am Teich Betesda immer darauf wartete, dass sich das Wasser bewegte. Denn nach der Überlieferung wurde nur jener gesund, der dann in diesem Moment als erster in den Teich stieg. Das war ihm in all den Jahren zuvor nie gelungen. Jesus hörte sich nun diese, seine Geschichte an und sagte dann einfach diesen Satz: „Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“ Er hatte die Situation genau verstanden und wusste, dass es nun an der Zeit sei, zu handeln. Jesus konnte es aussprechen.

Der Mann aber musste es tun:
Aufstehen, sein Bett nehmen und gehen. Mit welchem Ergebnis?
Mit dem Ergebnis, dass er die Erfahrung machte, dass er gar nicht mehr krank war, sondern geheilt und nun gesund seines Weges gehen konnte.

Dieser Aufruf Jesu ist das Motto des diesjährigen Weltgebetstags, zu dem uns Frauen aus den fünf Gemeinden unserer Stadtteile am 6. März einladen. Frauen aus Simbabwe haben die diesjährige Liturgie gestaltet.

Dieser Aufruf Jesu erreicht auch uns und lässt uns selbst fragen, wo wir gebraucht werden und wohin wir gehen sollen. Mancher Mangel und manche Schwäche, die wir bei uns selbst sehen und feststellen, erscheinen durch Jesus in ganz anderem Licht. Lasst und an seiner Haltung ein Beispiel nehmen und erstmal genau hinhören und die Situation richtig verstehen. Und dann, ja dann handeln und das richtige tun.

Lassen wir uns aus unserer Trägheit herausrufen und dann auch anderen zu guten Zuhörerinnen und Zuhörern werden, die schließlich sagen: „Steh auf und geh!“

Ihnen eine gesegnete Passionszeit,
Ihr Pastor Cord-Michael Thamm

Es wird gelb. Ich trete auf die Bremse. Mein Auto kommt zum Stehen. Jetzt erst nehme ich sie wahr: Bestimmt vierzig bis sechzig Grundschulkinder, die abwarten, bis das grüne Signal kommt. Bestimmt waren sie  eben aus einem oder zwei Bussen gestiegen. Dann setzen sie sich in Bewegung. Ohne Hast, fröhlich, in das ein oder andere Gespräch vertieft. Kein Schupsen, kein Streit, keine Beleidigungen. Das fasziniert mich. Ich schaue ihnen noch eine Weile nach und fahre erst weiter, als das rote Licht der Bedarfsampel bereits mehrere Sekunden erloschen war. 

Es ist nur ein kleiner Moment mitten im Alltag, in dem ich noch vielen Menschen begegnen, Gespräche führen und Entscheidungen treffen werde. Und doch lässt er mich eine Weile innehalten und bringt mich ins Nachdenken: War wirklich früher alles besser? Steht es heute wirklich so schlecht um unsere Schulen und unsere Erziehung? Schaffen wir das wirklich nicht mit der Integration?

Meine Antworten fallen so aus: Nein, früher war nicht alles besser. Unsere Lehrerinnen und Lehrer meistern die riesigen Herausforderungen nach meiner Wahrnehmung sehr gut. Und ja, ich bin der Meinung, dass wir vieles in unserer Gesellschaft wirklich schaffen, gerade im Bereich der Integration.

Ich sehe allerdings auch, dass es für viele von uns sehr viel zu tun gibt und dass wir durchaus an Grenzen des Machbaren und an Grenzen unserer Kräfte gelangen.

Wenn mir dies bewusst wird, wünsche ich mir mehr solcher kleinen Momente mitten im Alltag, die mich ins Nachdenken bringen und mir etwas Gelassenheit und Freude schenken.

Und: Ich wünsche solche kleinen Momente auch Ihnen!

Ihr Cord-Michael Thamm

Liebe Gemeinde, der Weg ist das Ziel, nicht wahr? Das haben wir alle wohl schon einmal gehört. Da steckt doch auch eine Wahrheit drin. Doch ist es nicht genauso wahr, dass es ohne ein Ziel auch keinen Weg gibt? Wenn ich ziellos umhergehe, dann laufe ich Gefahr, mich zu verlieren. Aus diesem ziellosen Umhergehen könnte ein mich erschöpfendes Umherirren werden, an dessen Ende alles sinnlos erscheint und ich verzweifle.

Mich faszinieren die Pilger. Ich begegne vielen, seitdem ich mit meiner Familie in Engter lebe. Engter liegt an der Via Baltica, dem Jakobsweg, der aus dem Baltikum über Bremen, Osnabrück, später über Frankreich, schließlich nach Santiago de Compostela in Nordwestspanien führt. Die Kirchengemeinde in Engter hat im Gemeindehaus eine kleine Pilgerherberge eingerichtet. Und so standen in diesem Sommer schon häufig Gruppen und auch Einzelgäste und Pärchen bei uns vor dem Pfarrhaus und erzählten von ihrem Weg. Das Ziel ist immer Santiago. Sonst gäbe es diesen Weg ja auch gar nicht. Und dieses Ziel gibt dem ganzen Weg einen Sinn. Ständig ist im Blick der Herrenbruder Jakobus. Der war nicht einer der 12 Jünger gewesen. Vielmehr bekehrte er sich erst zum neuen Glauben, nachdem er seinem leiblichen Bruder Jesus als Auferstandenem begegnete. Dann leitete er über 20 Jahre die Jerusalemer Gemeinde, bevor er einen Märtyrertod starb. Später wurden seine Gebeine in Santiago beigesetzt, womit die Tradition begann, dort, zu seinem Grab zu pilgern. Es fasziniert die Menschen, dass schon seit über 1000 Jahren auf diesem Weg quer durch Europa Menschen gegangen sind und die Kirchen und Kapellen entlang des Weges aufsuchten, um dort zu beten – ja, und um die Menschen zu treffen.

Natürlich gehen die meisten immer auch nur einen Abschnitt. Das Pärchen, mit dem ich mich vor einigen Tagen unterhielt, war 10 Tage unterwegs Sie sind in Bremen gestartet und wollten nach der Übernachtung in Engter am vergangenen Montag dann weiter nach Osnabrück, wo sie wieder in den Zug steigen wollten. Sie werden hier oberhalb der Vehrter Landstraße im Nettetal entlang gegangen sein.

Ja, das fasziniert mich. Der Weg ist das Ziel. Doch ohne Ziel gibt es auch keinen Weg.

Emilia, Leah und Johanne Lotta befinden sich auch auf einem Weg. Sie sind unterwegs auf ihrem Lebensweg. Mit der Taufe heute wird ihnen die Perspektive eines wunderbaren und lohnenden Ziels ihres Weges geschenkt: Anzukommen bei Gott, der ihr Vater ist im Himmel und der schon jetzt, heute in diesem Gottesdienst zu ihnen sagen wird: „Fürchte Dich nicht. Ich habe Dich erlöst. Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen. Du bist mein.“

Und Gott rüstet die drei aus mit dem wichtigsten, was sie in ihrem Leben brauchen werden: Nämlich mit dem Zuspruch: „Du bist wertvoll und unendlich wichtig. Ich habe Dich schon geliebt, als ich Dich bereitete im Mutterleib. Und ich werde immer da sein und meine Liebe zu Dir wird niemals aufhören. Vergiss das nie.“

Zu Dir, Emilia, spricht Gott: „Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du auch hinziehst.“ 

Da wird ganz deutlich, dass Gott mitgeht auf Deinem Lebensweg und bei Dir ist, wohin Du auch aufbrechen wirst.

Zu Dir Leah, sagt er: „Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Hier wird darüber hinaus deutlich, dass Gott sogar seine Engel sendet, um da zu sein, damit Dir nichts Schreckliches widerfährt. Glaube daran, dass sie da sein werden, aber sei bitte auch nicht leichtsinnig und fordere die Engel und Gott nicht heraus. Die Naturgesetze werden in der Regel nicht außer Kraft gesetzt!

Und zu Dir, Johanne Lotta, naja eigentlich zu uns allen, sagt Gott durch seinen Sohn Jesus Christus: „Ihr seid das Licht der Welt. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Das klingt für mich auch nach Ziel. Nach einem richtig schönen und sinnvollen Ziel sogar. Es soll nicht dunkel bleiben in der Welt, in unseren Häusern, in den Herzen der Menschen, in den Beziehungen. Nein, ganz im Gegenteil! Es soll hell werden. Das Licht soll leuchten. Die Lichter sollen brennen. Und wir sind das Licht der Welt, weil Jesus es uns durch die Taufe geschenkt hat. Wir dürfen und sollen dieses Licht, das uns geschenkt wurde, in dem und durch das wir leuchten, weitergeben. Symbolhaft tun wir dies gleich mit den Taufkerzen. Wir werden sie an der Osterkerze entzünden. Dabei werden wir das Wort Jesu hören: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern der wird das Licht des Lebens haben.“

Und nicht nur das. Die Leute sollen es auch sehen. Damit sind die Leute gemeint, die Jesus Christus und den liebenden Vater im Himmel noch nicht kennen. Genau sie sollen dieses Licht, das wir in der Welt verbreiten, sehen. Und daraus ergibt sich dann eine Gotteserkenntnis. Und einige von diesen Leuten werden dann in der Tat beginnen, unseren Vater im Himmel zu preisen – so wie wir es eben in dem Lied gemacht haben: „Einfach spitze. Komm, wir loben Gott, den Herrn!“

Das vor Augen ist doch ein wirklich schönes und erstrebenswertes Ziel. Da bekommt man doch Lust loszugehen. Loszugehen auf den spannendsten aller Wege – auf den Weg des eigenen Lebens. Amen

„Du warst im Kloster als evangelischer Pastor? Was hast Du denn da gemacht?“ werde ich gefragt. Ich beginne zu erzählen von dieser wichtigen Auszeit für mich: Vom wunderschön gelegenen evangelischen Kloster Bursfelde an der Oberweser, von den drei Sabbattagen dort gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Landeskirche und von dem „nada te turbe“. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Genau: Es ist der Text zu einem inzwischen ziemlich bekannten Lied aus Taizé. Der Text geht auf Teresa von Avila zurück, die als Zeitgenossin Martin Luthers in Spanien aufwuchs und dort im Kloster nach Gott und der Mitte ihres Glaubens suchte. Beide, Luther und Teresa, kamen zu ähnlichen Gedanken und Aussagen über den Glauben, obwohl sie sich nie begegnet sind. Im Kloster nun hatte ich die Gelegenheit, mich mit diesem meditativen spanischen Text zu beschäftigen und eine neue deutsche Übertragung zu verfassen. Dieser Text ist dabei entstanden:

Fürchte Dich nicht in den Turbulenzen dieser Tage!

Du bist nicht gefangen in Deiner Angst – Gottes Geist lässt sie vorüberziehen.

Du änderst Dich, gehst neue Wege – Gott bleibt derselbe!

In Geduld wird es Dir gelingen, alles von ihm zu erwarten.

„Mich an Gott zu halten“ bedeutet dann: „Mir wird nichts fehlen.“

Und das aus Gottes Gnade. Denn Gott allein genügt.

So schaue ich auf die Turbulenzen unserer Tage, auf die Wahlergebnisse vom 26. Mai, auf die Herausforderungen unserer Zeit und denke: Es ist gut, dass wir uns genau daran erinnern – die Turbulenzen gehen vorüber, Gott aber bleibt. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, wir sollen uns aber für das Leben, für die Gerechtigkeit und für die erfahrbare Liebe einsetzen. Es ist die Liebe, durch die uns vergeben wird und in der wir selbst vergeben können. Gott wirkt Wunder. Er kann auch die schlimmsten Verletzungen heilen und einen neuen, segensreichen Dienst daraus erwachsen lassen. In Osnabrück, in Ostdeutschland und in ganz Europa. Die Menschen werden einander zuhören und sich einander zuneigen und einander verstehen, über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg.

Fürchte Dich also nicht.

Frohe Pfingsten wünscht Ihnen

Ihr Cord-Michael Thamm

Liebe Leserin, lieber Leser,

jeden Werktag geht mein Radiowecker morgens um 6.35 Uhr an. Heute Morgen wurde ich auf „OS Radio 104,8“ mit einem Lied von Udo Lindenberg geweckt. Er singt: „Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komm‘ nur viel zu selten dazu.“

Ich lausche dem Text und denke bei mir: Ja, ist das nicht sehr häufig so? Kennen wir das nicht? Da rege ich mich über eine Sache oder einen Menschen auf, ärgere mich darüber und reagiere entsprechend genervt, was in der Situation nicht wirklich weiterhilft. Am Abend denke ich dann bei mir: „Eigentlich bin ich doch ganz anders.“ Daraus ist auch der Wunsch abzulesen, dass ich eigentlich den anderen, ja der Welt zeigen möchte, wie und wer ich nun wirklich und ehrlich bin! Warum tun wir uns damit denn so schwer?

Udo Lindenberg singt: „Ich hab so viel Termine.“

Geht es Ihnen genauso? Hindern Sie auch die vielen Termine daran, endlich mal zu zeigen, wer und wie sie wirklich sind?

Wir sind in unseren Gemeinden eingeladen, die Passions- und Fastenzeit zu nutzen, bestimmte Termine sein zu lassen, um Zeit zu haben, genau das zu zeigen – wie wir eigentlich sind. Dem Partner, der Partnerin, den Freundinnen und Freunden, den Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen.

Die Hauptkonfirmandinnen und Hauptkonfirmanden haben es uns bei ihrem Vorstellungsgottesdienst am 24. Februar in der Thomaskirche vorgemacht: Zunächst trugen sie Masken. Während des Gottesdienstes nahmen sie die Masken ab und sagten: „Bei meiner Familie kann ich so sein, wie ich bin.“ Oder: „Bei meinen Freunden muss ich keine Masken tragen.“

Das macht Mut, es auch zu versuchen. Ich muss nicht jemanden spielen, der ich gar nicht bin. Ich darf das zeigen, was mich ausmacht und damit auch wuchern, indem ich dadurch andere beschenke und ihnen Freude mache. Jesus hat zu Lebzeiten die Menschen in Judäa und Galiläa dazu befähigt, sie selbst zu sein und sich nicht zu verstellen oder zu verstecken. Als auferstandener Herr befähigt er uns heute ebenfalls, unsere Masken abzulegen und einfach so zu sein, wie wir sind. Wer wir sind, steht bereits fest: Gottes geliebte Kinder und als solche Schwestern und Brüder in seiner Gemeinde. Zeigen wir es auch?             

Ihr Pastor Cord-Michael Thamm                                   

„The Noes have it!“ Wie häufig haben wir diesen Satz in den letzten Wochen von dem Speaker des britischen Unterhauses gehört!

Theresa May sagte dann in einer der Dabatten: „Großbritannien hat der Welt mitgeteilt, was es nicht will. Jetzt ist es an der Zeit, der Welt mitzuteilen, was es will.“

Doch Europa und die Welt warten noch.

Es scheint schwer geworden zu sein, „Ja“ zu etwas zu sagen. Viel leichter fällt es uns Menschen anscheinend, „Nein zu sagen“.

In der Zeit des „Kalten Krieges“, in der beide deutsche Staaten sich atomar hochgerüstet gegenüberstanden, war ein Ausruf der Friedensbewegung: „Die Zeit ist da für ein Nein. Nein ohne jedes Ja, sag Nein, sag Nein.“ Der Reformierte Bund erklärte damals sogar den „status confessionis“, also die im christlichen Glauben begründete Unbedingtheit dieser Ablehnung.  Diese Ablehnung bezog sich auf die Androhung und Anwendung jeglicher atomarer, biologischer und chemischer Massenvernichtungswaffen. Politisch richtete sich dieses „Nein“ gegen den Nato-Doppelbeschluss.

Es gibt sicher Zeiten, in denen ein „Nein, ohne jedes Ja“ angebracht und notwendig ist und es gute Gründe gibt, ihm mutig zuzustimmen.

Mir scheint es jedoch in unseren Tagen mehr denn je wichtig zu sein, mutig auch Position zu beziehen für ein „Ja“: Ja zu Europa. Ja zum Klimaschutz. Ja zur Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft in unseren Stadtteilen. Ja zu mehr Vertrauen in einander.

Schlussendlich geht es dabei auch um ein „Ja“ zu Frieden und Gerechtigkeit!

Zu Beginn des ökumenischen Gottesdienstes mit anschließenden  Neujahrsempfang am 27. Januar begrüßte Frau Jabs-Kiesler die Anwesenden mit den Worten: „Auch das gute Miteinander innerhalb der Ökumene in unseren Stadtteilen ist ja ein konkreter Beitrag zum Frieden in der Welt!“

So wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viele friedvolle Begegnungen in diesem Jahr im Sinne der Jahreslosung: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ Und in den nächsten Tagen und Wochen auch viele närrisch-humorvolle Sitzungen und Umzüge. Denn auch aus einem beherzten Lachen kann Frieden wachsen!

Es grüßt Sie

Ihr Cord-Michael Thamm

Am Freitag hörte ich auf NDR Kultur die Sendung „nachgedacht“ mit dem Titel „Die Möglichkeit des Grauens“. Alexander Solloch ging darin Gedanken rund um den Jahreswechsel und den verbreiteten Wunsch „Frohes, neues Jahr“ nach. Er begann sein Nachdenken mit einer ganz aktuellen, sehr traurigen Nachricht: „Zu Mitternacht wünschten sie sich vermutlich noch alles Gute. Was man eben so sagt: Frohes neues, viel Gesundheit und Glück und immer was zu lachen. Eine Stunde später war alles vorbei. Der 39jährige Mann und sein 10jähriger Sohn, die in der Silvesternacht auf der Bundesstraße 27 in Eichtal nahe Stuttgart ums Leben kamen, waren in Deutschland wohl die ersten Verkehrstoten 2019. Die Statistiken der vergangenen Jahre lassen befürchten, dass ihnen bis zum 31.12. noch über 3.000 Menschen folgen werden.“ Mich hat diese Nachricht ebenfalls erschüttert und ins Nachdenken gebracht.

Unser Leben hängt immer am seidenen Faden. Unser Leben kann von jetzt auf gleich ein jähes Ende finden. Ja, eine Unaufmerksamkeit und ich stürze. Drei Sekunden im Auto abgelenkt – und es ist geschehen, wie in dieser ersten Stunde des Jahres in Eichtal.

Mir macht diese Nachricht und das Nachdenken darüber deutlich, was für eine Verantwortung wir haben für unser eigenes Leben und das unserer Kinder und denen, die uns anvertraut sind. Und mir wird klar, dass wir diese Verantwortung auch übernehmen und tragen können, weil Gott uns dies zutraut und ermöglicht und uns seinen Schutz und Segen zuteil werden lässt.

Auch in der Geschichte zum 6. Januar, im Predigttext zum Epiphaniasfest, hängt nicht nur ein Menschenleben am seidenen Faden. König Herodes erschrickt, hören wir dort, als er von der anstehenden Ankunft eines neu geborenen Königs der Juden hört. Er stellt Nachforschungen an und gibt den weisen Männern aus dem Morgenlande bereitwillig Auskunft und den Auftrag, sie mögen den Neugeborenen in Bethlehem suchen. Und schließlich wieder zurück zu ihm kommen, um ihm zu berichten, wenn sie ihn gefunden haben. Was führt Herodes im Schilde? Wir ahnen es: Nichts Gutes. Im Traum spricht Gott zu den Weisen, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren. So ziehen sie schließlich auf einem anderen Weg wieder in ihr Land.

Im nächsten Vers erfahren wir dann: „Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten.“

Josef wird sich der realen Gefahr, die da lauert, bewusst und: Er übernimmt Verantwortung und handelt! Er tut dies im festen Bewusstsein und Glauben, dass Gott ihn, seine Frau und ihr Kind Jesus auf dieser Flucht, auf diesem Weg begleiten und beschützen wird, da er ja mit Jesus noch so einiges vorhat.

Auch die weisen Männer werden auf ihrer Reise begleitet und behütet. Sie werden nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie beziehen ihre Gewissheit und die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein, aus dem Licht des Sternes, der vor ihnen her ging. „Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“

Woraus beziehen wir unsere Gewissheit und Sicherheit, begleitet und behütet auf dem richtigen Weg zu sein? Ich denke, wie die weisen Männer aus dem Morgenlande beziehen auch wir unsere Orientierung aus dem weihnachtlichen Licht. Es hat in der Silvesternacht nicht aufgehört für uns und in uns zu leuchten: Uns allen ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über Dir! Ja, das ist die weihnachtliche Botschaft und Wahrheit. Deshalb, das ist der Aufbruch, der vom Epiphaniasfest ausgeht: Mache Dich auf und werde Licht! Denn dein Licht kommt!

Was bedeutet das denn anderes, als eben auf keinen Fall Auto zu fahren, wenn Du etwas getrunken hast! Nach einem Streit – hey, wir sind Menschen, das gehört zu unserem Leben – Dir erst noch eine Stunde zum Runterkommen gönnen, bevor Du wieder ins Auto steigst. Wenn Du es eilig hast und schnell zu Hause sein möchtest, es eben bewusst langsam und besonnen anzugehen – dann kommst Du nicht nur heil, sondern auch schneller an. Und dass weniger mehr sein kann, haben wir ja zum Jahreswechsel in Osnabrück erleben dürfen: Nicht nur mir ist es am Neujahrsmorgen aufgefallen, es scheint überall in Osnabrück so gewesen zu sein, die NOZ schrieb darüber: Es wurde wohl weniger geknallt, dem entsprechend lag weniger Müll auf den Straßen und die Feinstaubbelastung war geringer als in den Jahren davor oder in anderen Großstädten.

Das sich von Gott getragen und begleitet wissen führt also in die Übernahme von Verantwortung. Mein innerer Glaube äußert sich also in einem beherzten Handeln. Leichtsinniges und Sinnloses unterlasse ich dann. Für sinnvolles und das Leben Schützendes setze ich mich dann ein.

So wird aus der „Möglichkeit des Grauens“ die „Möglichkeit der Erfahrung der Güte und der Liebe“.

Dann wirst Du es sehen und vor Freude strahlen, und Dein Herz wird erbeben und weit werden. Auch im Jahr 2019.

Amen

Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie in all diesen Kirchen schon einmal Gottesdienst gefeiert? Gottes Wort gehört, sich an der Auslegung des Pfarrers / Pastorin gerieben, dem Chor gelauscht, beim „hohen Lobgesang“ mit eingestimmt und sich beim anschließenden Kaffee und Tee über Gemeindegrenzen hinweg ausgetauscht? Egal, ob Sie bereits in drei oder vier dieser Gotteshäuser waren oder ob die Ökumenische Bibelwoche für Sie Neuland ist – seien Sie doch im Januar dabei, wenn das „Jahr der Freiräume“ gerade begonnen hat, wenn wir uns gleich im Januar Freiräume nehmen für die Begegnung mit unseren Schwestern und Brüdern in diesen Kirchen in den Stadtteilen Dodesheide, Sonnenhügel, Haste bis nach Lechtingen.

Im Monatsspruch für Januar 2019 heißt es (1 Mose 9,13):
Gott spricht: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.

Für mich ist lebendige Ökumene wie ein Regenbogen mit allen für uns Menschen sichtbaren Farben. Jede Gemeinde, jede Konfession, die sich einbringt, steuert mit ihren Glaubenserfahrungen, mit ihrer Tradition, mit ihrer Sicht der Dinge etwas bei. So wird mit jeder Gemeinde, mit jeder Konfession ein wenig mehr sichtbar von der Herrlichkeit des farbenfrohen Bogens am Himmel. Würde ein Repräsentant bzw. eine Repräsentantin jeder Gemeinde jeweils mit einem T-Shirt in anderer Farbe beim Ökumenischen Gottesdienst am 27. Januar neben den anderen im Altarraum stehen – sie würden schon einen großes Spektrum des Regenbogens abbilden. Wir sprechen ja auch von den „sieben Farben des Regenbogens“ nämlich Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett.
Und dann gibt es ja noch jene Farben an den beiden Rändern des sichtbaren Spektrums, die wir mit dem menschlichen Auge nicht sehen können. Auf der einen Seite ist das Infrarot-Licht, auf der anderen Seite ist es das Ultraviolette Licht. Auch diese Farben gehören mit dazu, wenn Gott seinen Bogen in die Wolken setzt und unsere Farben zum Leuchten bringt.
Ihnen wünsche ich einen guten Start ins „Jahr der Freiräume“ mit vielen farbenfrohen Begegnungen!

Ihr Pastor Cord-Michael Thamm