Dein Spaziergang am 28.02.

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg

Ein Lied von meinem Freund will ich euch singen. Es ist das Lied von meinem Freund und seinem Weinberg: Mein Freund hatte einen Weinberg auf einem fruchtbaren Hügel.

Er grub ihn um, entfernte Steine und bepflanzte ihn mit den besten Weinstöcken.

Mittendrin baute er einen Wachturm. Auch eine Kelter zum Pressen der Trauben hob er aus. Dann wartete er auf eine gute Traubenernte, aber der Weinberg brachte nur schlechte Trauben hervor.

Jetzt urteilt selbst, ihr Einwohner von Jerusalem und ihr Leute von Juda! Wer ist im Recht – ich oder mein Weinberg? Habe ich irgendetwas vergessen? Was hätte ich für meinen Weinberg noch tun sollen? Ich konnte doch erwarten, dass er gute Trauben trägt.

Warum hat er nur schlechte Beeren hervorgebracht?

Ich will euch sagen, was ich mit meinem Weinberg tun werde: Die Hecke um ihn herum werde ich entfernen und seine Schutzmauer niederreißen. Dann werden die Tiere ihn kahl fressen und zertrampeln. Ich werde ihn völlig verwildern lassen: Die Reben werden nicht mehr beschnitten und der Boden nicht mehr gehackt. Dornen und Disteln werden ihn überwuchern; den Wolken werde ich verbieten, ihn mit Regen zu bewässern.

Wer ist dieser Weinberg? Der Weinberg des HERRN Zebaot, das sind die Bewohner von Israel. Die Leute von Juda, sie sind sein Lieblingsgarten. Der Herr wartet auf Rechtsspruch, doch sehet her, da war Rechtsbruch. Er wartet auf Gerechtigkeit, doch hört nur, wie der Rechtlose schreit.

Andacht von Ruth Klinkert

Er gilt in biblischen Texten meist als Symbol für Wohlstand oder auch Sinnbild für die Menschen und ihre innigen Beziehungen. Im Hohelied Salomos wird er als der Ort bezeichnet, wo sich die Liebenden treffen. (Hld. 7,13). Und immer, wenn vom Weinberg in der Bibel die Rede ist, schwingt dieser innige Ton mit. Das Weinberglied des Propheten Jesajas (Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg) spiegelt hingegen eine Beziehungskrise zwischen Gott und den Menschen. 

Das Lied beginnt zunächst wie ein gewöhnliches, orientalisches Liebeslied. Es erzählt von der besonderen Beziehung eines Weinbergbesitzers zu seinem Weinberg. Lieblich und zart fängt es an. Voller Zuneigung und Liebe. Es handelt von einer wunderbaren Beziehung zwischen einem Weinbergbesitzer und seinem Weinberg.

Ich kann es direkt vor mir sehen, wie der Weinbergbesitzer voller Stolz in seinem Garten umhergeht und sich von Herzen daran erfreut. Vielleicht ist das Wetter dort auch so schön wie gerade jetzt hier, wo ich am Schreibtisch sitze und diesen Text schreibe. Vielleicht kannst auch du heute, auf deinem Spaziergang mit Gott, die Sonne genießen und dich erfreuen an der erwachenden Natur.

Doch zurück zu Jesajas Lied. Der Weinbergbesitzer hat sehr viel Arbeit und Mühe in diesen Weinberg gesetzt und wartet nun darauf, dass gute Trauben sich entwickeln. Es ist wie im richtigen Leben. Jede Liebe will kultiviert, bearbeitet und gepflegt werden. Mit den Menschen, die uns lieb sind, müssen wir auch Zeit verbringen. Der Weinbergbesitzer hat sein Möglichstes getan und man könnte meinen, dass er nun richtig gute Trauben ernten kann. Aber so ist es nicht. Es hängen nur schlechte, vertrocknete Trauben an den Reben. Er ist außer sich vor Wut und macht seinem Ärger in der dritten Strophe des Liedes donnernd Luft. Wer kennt sie nicht, solche extremen Gefühle, wenn die Dinge nicht so laufen wie wir es uns gewünscht haben? Wenn wir enttäuscht sind, dass Jemand nicht Wort gehalten hat oder man sich auf eine Absprache nicht verlassen konnte?

Doch Jesaja spricht hier nicht von Menschen. In der letzten Strophe löst er es auf:  es ist Gott selbst. Und dieser Gott singt nun zornig ein Klagelied über Menschen, die er liebt, die er gehegt und gepflegt hat wie ein Winzer seinen Weinstock. Diese Menschen, die er über alles liebt und die ihn nur enttäuschen. Es gibt heiligen Zorn, damals wie heute. Über Gier, Unrecht und Korruption. Über Kinder in Armut, über Flüchtlingslager, in denen Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen hausen und so manches mehr. Menschen, die wehrlos und die Leidtragenden von alldem sind.

Wie sollte Gott da nicht wütend werden, wenn diesen geliebten Menschen Leid und Unrecht angetan wird? Aber nicht Angst vor Gottes Zorn soll dieses Lied auslösen, sondern Liebe und Leidenschaft, in diesem Sinne durchaus auch Wut.

Und es zielt auf eines ab: auf die Änderung der angeprangerten Zustände. Auf Engagement für Gerechtigkeit und auf Linderung von Not – aus der Kraft der Liebe Gottes heraus.

Lasst uns von diesem leidvollen Liebeslied Gottes bei Jesaja anrühren und uns zum Engagement bewegen. Mit Gottes Segen und seiner großen Liebe zu uns können wir viel bewegen.

Amen

Gebet

Barmherziger Gott, du bittest uns, gütig zu sein und einander zu lieben/ Du wünschst dir, dass Recht und Gerechtigkeit unter uns wohnen/Doch manchmal gedenken wir deiner Gebote nicht/Erbarme dich unser du heiliger, ewiger Gott/Gedenke an deine Barmherzigkeit und Güte/Wir brauchen sie so sehr/Auf deine Liebe hoffen wir in Zeit und Ewigkeit.

Segen

Der Herr segne und behüte dich/

Er schaffe dir Schutz und Rat in allen Ängsten/er gebe dir den Mut/aufzubrechen und die Kraft/neue Wege zu gehen/Er schenke dir Gewissheit, heimzukommen/Der Herr lasse leuchten dein Angesicht über dir und sei dir gnädig/Gott sei Licht auf deinem Weg. Er sei bei dir, wenn du Umwege und Irrwege gehst./Er nehme dich bei der Hand und gebe dir viele Zeichen deiner Nähe./Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden./Ganz sein von Seele und Leib/Das Bewusstsein der Geborgenheit/ein Vertrauen, das immer größer wird und sich nicht beirren lässt.