Pastor Thamms Oster Predigt als Video und zum nachlesen

Liebe Gemeinde!

Der Herr ist erstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Ja, er ist es!

Wie ich darauf komme?

Ich möchte Ihnen dazu eine Geschichte erzählen, die sich zugetragen hat und ja, die sich in diesem Moment, in dem Sie mich hier hören und sehen, noch immer zuträgt.

Es ist inzwischen wohl 14 Jahre her. Unsere Tochter Emmi war gerade geboren und wir wohnten in der schönen Katharinenstraße. Während meine Frau Iveta in der St. Katharinengemeinde Vikarin war, absolvierte ich mein Vikariat in der Andreasgemeinde in Hollage. In der Zeit unterrichtete ich ev. Religion in den Klassen der dortigen Erich-Kästner-Grundschule. Als wir zum Thema „Passion und Ostern“ kamen, orientierte ich den Unterricht entlang eines neueren Osterliedes. Es steht im Evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 558. Im Refrain heißt es:

„Eine freudige Nachricht breitet sich aus. Man erzählt sie weiter von Haus zu Haus. In den Höfen, auf den Gassen, auf den Plätzen, durch die Straßen läuft in Windeseile sie in alle Welt hinaus. Eine freudige Nachricht breitet sich aus.“

Und in der 1. Strophe dann:

„Menschen lebten enttäuscht und verzagt, keiner, der noch zu hoffen gewagt. Doch da hat einer die Nachricht gesagt.“

Auch in unseren Tagen leben die, die einsam sind und keinen Besuch mehr empfangen können und die möglicherweise auch selbst und alleine ihre Wohnung nicht verlassen können, ebenso verzagt, voller Sorgen, vielleicht auch mit Ängsten. Ein Gemeindeglied vertraut sich mir an: „Die Dame vom Pflegedienst ist nun auch positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Sie wird nun nicht mehr zu mir kommen können. Habe ich mich womöglich auch angesteckt?“

Und dann das: Jugendliche aus der Thomas- und aus der Matthäusgemeinde spazieren, ja laufen durch die Straßen, durch die Gassen der Dodesheide und verteilen die „gute Nachricht“ – einen vierseitigen Brief. Neben einem Brief der Pastoren und des Diakons sind dort andächtige und Mut machende Texte zu jedem Tag der Karwoche und für Ostern zu finden. Sofort steigt das Gefühl auf und wärmt das Herz: „Ich bin nicht alleine. Wir denken an einander. Die Thomasgemeinde hält zusammen. Das ist gut zu wissen – gerade in diesen außergewöhnlichen Zeiten!“

Eine freudige Nachricht breitet sich aus.

Dann begegne ich Frau Scharfschwert. Jeden Tag der Coronaferien – natürlich außer sonntags – ist sie aus freien Stücken und ehrenamtlich in Aktion und hält das gesamte große Gelände der „Schule in der Dodesheide“ sauber und ordentlich. Frau Scharfschwert ist bereits über 80 Jahre alt.

Ich gehe auf sie zu und begrüße sie: „Sie Fleißige! Es ist sehr vorbildlich, dass Sie einen Mundschutz trage“, füge ich hinzu. Gleich schaut sie mich freudenstrahlend an: „Herr Pastor. Die Menschen in der Thomasgemeinde sind großartig. Vor einigen Tagen begann ich damit, für die Menschen in meiner Nachbarschaft, für meine Freunde und für Pflegekräfte Mundschütze aus Stoff zu nähen. Dann ging mir das Gummiband aus. Einer der Damen aus der Thomasgemeinde bekam das mit und entschloss sich kurzer Hand, von Haus zu Haus der älteren Gemeindeglieder zu gehen. Sie bat sie, in ihren Nähkästchen einmal nach Gummiband zu schauen. Und wissen Sie was? Keine zwei Tage später stand sie mit einer Tüte gefüllt mit einer großen Menge Gummiband bei mir vor der Tür. Ich sage Ihnen: Die Thomasgemeinde ist klasse. Die Thomasgemeinde hält zusammen. So konnte ich inzwischen schon 106 Mundschutzmasken fertigstellen und anderen schenken.“

So heißt es in der 2. Strophe:

„Erst war die Nachricht noch wie versteckt. Drei oder vier, die habens entdeckt und haben die Nachbarn aufgeschreckt.“

So fragte ich jene Fleißige, ob sie denn jetzt noch etwas Gummiband übrighätte. Meine Tochter, inzwischen 14 Jahre alt, nähte in diesen Tagen auch eine ganze Menge Mundschutzmasken und auch uns sei es ausgegangen. So wurde ich prompt zu ihrem Haus eingeladen und sie gab mir ebenfalls ein kleines Tütchen voll mit Gummibändern. Auch diese Masken sind inzwischen fertig gestellt – und wir haben immer noch einiges an Gummiband übrig.

Großeltern und Nachbarn sind inzwischen auch versorgt. Ich selber gehe jetzt auch mit Mundschutz einkaufen.

Eine freudige Nachricht breitet sich aus.

Und dann wurde in diesen Wochen in sorgfältiger Heimarbeit eine neue Osterkerze gestaltet. Heute am Ostersonntag haben wir sie das erste Mal angezündet. Das Jahr 2020 steht darauf – das Jahr, das wir sicher unser Leben lang rückblickend mit dieser Welt und Länder umfassenden Krise, der Corona-Pandemie in Verbindung bringen werden. Im Hintergrund berühren sich Himmel und Erde. Ja, an Ostern küsst der Himmel die Erde, denke ich, auch in diesem Jahr. Das rostige Kreuz erinnert uns zwar noch an Karfreitag und Golgatha, an diese schlimme Seuche und die vielen Toten, die sie bisher schon gefordert hat. Doch durch Ostern wissen wir: Das Leben siegt über den Tod. Und diese Erkenntnis, ja diese freudige Nachricht breitet sich aus. Ganz heimlich still und leise und doch stetig.

Das Virus hat sich in den letzten Tagen und Wochen auch heimlich, still und leise verbreitet. Doch wird es eingedämmt werden. Es wird nicht die Oberhand gewinnen. Es wird besiegt und bezwungen werden. Das Leben wird das letzte Wort haben, nicht der Tod. 

So haben wir in den zurückliegenden Wochen gemerkt, gespürt und gelernt, für einander da zu sein, Kontakt zu haben und zu pflegen auf neue und kreative Art und Weise: Abends mit den Lieben zu Hause oder am offenen Fenster „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen gehört in dieser Zeit genauso dazu wie die täglichen Andachten auf der Homepage zu lesen, zu beten und dort beim Einkauf zu helfen, wo es geboten ist und die Hilfe angenommen wird.

So heißt es in Strophe 5:

„Und wer dies hörte irgendwann, die Nachricht, die viele Menschen gewann, für den fing ein neues Leben an.“

Und unter dem Lied in unseren Gesangbüchern werden wir sodann eingeladen, eigene Nachrichten einander zuzusprechen, wie

„Wir sind nicht allein.“ Oder: „Keiner braucht sich mehr zu fürchten.“

Und so breitet sich der auferstandene Christus unter uns weiter aus, Tag für Tag, Stunde für Stunde, nicht wahr?

Ich habe es doch gesagt, liebe Gemeinde:

Der Herr ist erstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Des lasst uns alle fröhlich sein. Halleluja!

Amen