Liebe Gemeinde am Heiligen Abend!

Es waren die Frauenstimmen, die es uns eben gesungen haben:

„Gott hat den Hirten, den einfachen Leuten, die Botschaft von Frieden und Liebe gebracht.“

Ja, das genau ist der Kern von Weihnachten: „Die Botschaft von Frieden und Liebe!“

Doch wie kann Friede sich ausbreiten? Wie die Liebe empfangen und weitergegeben werden?

Von diesem großen Friedensprojekt Gottes hören wir in einer eher nüchternen Sprache in der Weihnachtsgeschichte nach Paulus. Ja, die gibt es auch! Sie findet sich im Brief des Apostels an die Christinnen und Christen in Galatien, einer Region im Gebiet der heutigen Türkei: 

„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! 

So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.“

Paulus berichtet hier schlicht und ergreifend von einer Familiengründung. Da geht es um viel mehr als nur um Mutter, Vater, Kind – Maria, Josef und das Christkind! Paulus beschreibt Weihnachten als den Beginn eines riesigen Friedensprojekts, als den Beginn einer weltumspannenden Familie. Zu ihr gehören alle, die Gott ihren Vater nennen, Abba, so wie Jesus Christus selbst es getan hat. So sagt er es. Und er ist sehr überzeugt davon!

Weihnachten ist der Beginn eines göttlichen Friedensplans! Immer noch ist es eine ungeheuerliche Botschaft, dass jeder einzelne Mensch ein geliebtes Kind Gottes ist, ob Mann, Frau oder nicht binär. Ob Russe oder Ukrainer. Ob Palästinenser oder Israeli.

Allerdings: Dies ist kein Naturgesetz. Es ist nicht jedem Menschen von vornherein klar und deutlich. Es muss dem Menschen gesagt werden:

D u  b i s t  e i n  g e l i e b t e s  K i n d  G o t t e s.

Ist es erst einmal voller Überzeugung und in Liebe und Zuwendung gesagt, muss es natürlich auch gehört, für wahr gehalten und angenommen werden. Im besten Fall wird es auch im konkreten Miteinander gespürt und erlebt! Und diese Erkenntnis muss gepflegt werden, dass sie Wurzeln in einem Menschen schlagen kann. Oft ist dies ein langer, manchmal ein lebens-langer Prozess. 

Hier in der Dodesheide beginnen wir diesen Weg sehr bewusst in unseren Krippen und Kitas und setzen ihn konsequent bei den Schulgottesdiensten und im KU 4 fort: Ich sage allen, die die Andacht mitfeiern, die mit dabei sind, genau dies:

D u  b i s t  e i n  g e l i e b t e s  K i n d  G o t t e s.

In der Gemeinschaft spüren sie, dass dies wirklich wahr ist. Dass sie gemeint sind. Und das verändert alles.

Es kann gut sein, dass in den Krippen, Kitas und in der religiösen Unterweisung in der Ukraine, in Russland, in Israel und im Gaza-Streifen diese Botschaft eher selten an die Kinder, die neue Generation weitergegeben wurde und wird und so dieser Samen des Friedensplans Gottes gar nicht erst ausgesät, geschweige denn auf Land gefallen ist, um Wurzeln zu schlagen und zu wachsen.

Aber genau das braucht es. 

Es ist an der Zeit, den Wandel zu säen. Die weihnachtliche Botschaft Gottes muss in der Welt vermehrt weitergesagt werden. Der göttliche Friedensplan muss bekannt gemacht und bekannt gehalten werden.

Es passt gut, dass die diesjährige 65. Aktion von „Brot für die Welt“ sich genau dieses Motto gewählt hat: „Den Wandel säen“. 

Auch wenn es uns zurzeit unmöglich erscheint! Jetzt, genau jetzt, ist die Zeit, die Bemühungen zu verstärken und es den Menschen zu sagen, egal ob in der Krippe, hier in der Christvesper oder am Arbeitsplatz: 

D u  b i s t  e i n  g e l i e b t e s  K i n d  G o t t e s.

Und das bedeutet, dass Du mich und auch deine andere Arbeitskollegin ebenfalls als Kind Gottes sehen und ihr entsprechend zuvorkommend begegnen kannst. Wir sind eben eine Familie!

Weihnachten ist also das Fest, an dem wir uns neu bewusst machen, dass wir zu einer Familie gehören: Der Familie Gottes. Gott will seine Menschen als Familie im besten Sinne: Fürsorglich, hilfreich, warmherzig und mit einem Herzen, das für andere schlägt. Darum hat er „den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen“. 

Würden wir uns als Geschwister verstehen und in diesem Geist der Liebe und des Friedens handeln, dann würden wir den russisch sprechenden wie auch den sich als Ukrainer empfindenden Menschen gleichermaßen zuvorkommen und ihnen ein Recht auf Selbstbestimmung und auf Selbstenfaltung zugestehen. Wir würden den Israelis ihren Staat zugestehen, in dem sie in gutem, sicherem Gefühlt leben können und auch den Palästinensern ihren Staat zugestehen, in dem sie ihre Gesellschaft entwickeln können.

Das hört sich wie eine Utopie an?

Wir fragen, wer das durchsetzen und erreichen kann?

Nun ja, die Männer hatten uns eine ähnliche Frage gesungen:

„Wo ist sein Hofstaat, und wo sein Gefolge? Wo bleibt sein Zepter als Zeichen der Macht?“

Die Antwort von Weihnachten ist überraschend: Es ist ein kleines Kind, geboren von einer jungen Frau aus einfachen Verhältnissen, auf dem die Hoffnung der Welt liegt und gleichzeitig ist genau er, Jesus Christus, auch der Garant dafür, dass der göttliche Friedensplan sich still, aber stetig in der Welt verwirklicht. J E S U S. Der Name bedeutet: „Jahwe, Gott selbst, rettet!“

 „Liebt eure Feinde. Tut wohl denen, die euch hassen! Segnet, die euch verfluchen, bittet für die, die euch beleidigen… und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein.“ (Lk 6,27f) Das sagt Jesus als erwachsener Mann.

Wieder werden wir als Kinder des himmlischen Vaters angesprochen: Wir kleine Menschen werden groß durch die Macht der Liebe! Sie macht uns zu Gottes Kindern! Wir dürfen ihm vertrauen und ihn „Abba“ nennen. Wir sind quasi auf „Du“ mit dem Schöpfer der Welt.

Das gilt uns allen – nicht nur den Schönen, Reichen und Erfolgreichen, diesen 10 Prozent Menschen, die 85 Prozent des Weltvermögens besitzen. Ich wünsche mir von Herzen: Mögen auch sie zu guten Geschwistern werden und das Teilen erlernen und den Kompromiss! Auch sie sollen wissen: Du bist ein Kind Gottes! Und ich. Auch die nervige Nachbarin, auch der geflüchtete unbegleitete Jugendliche aus Syrien und sogar der unfaire Vorgesetzte. 

Weihnachten ist das Fest der Liebe, einer mächtigen Liebe, die die Welt verwandeln kann und verwandeln wird. Das erkennen wir, wenn wir auf dieses Kind in der Krippe blicken:

Durch dieses Kind gehören auch wir zur Familie Gottes und gehen nicht allein durchs Leben. An unserer Seite sind Schwestern und Brüder, die mit uns unterwegs sind. Und immer dabei: Unser inzwischen „großer Bruder“ Jesus Christus, von Gott gesandt in unsere Herzen. Ich vertraue darauf, dass er den Weg zu uns findet. Lasst uns also unsere Herzen öffnen und mit ihm an diesem Heiligen Abend in diese Zukunft blicken, in der er, Gott selbst, seinen Friedensplan still und leise vorantreibt. Gemeinsam mit uns, seinen geliebten Kindern!

Amen

Predigt am Israelsonntag zu 5 Mose 4,5-20

Israel. Was ist Israel für Dich? Was wird in Dir zum Schwingen gebracht, wenn Du diesen Namen hörst, ihm nachspürst: I S R A E L.

Israel – der Name den Gott Jakob gab, nachdem er erfolgreich mit jener Gestalt am Fluss Jabbok gerungen hatte – einem Menschen, dem Engel Gottes, Gott selbst?

Israel bedeutet „der mit Gott kämpft“. In der Bibel heißt es: „Denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast gesiegt.“

Jakob, Israel – der Vater der 12 Söhne, von Ruben, dem Ältesten bis Benjamin, dem Jüngsten. Von ihnen stammen die 12 Stämme ab. Später sprach man von „Israel“ als dem Verbund von 10 Stämmen im Norden und von „Juda“ als dem Verbund von 2 Stämmen mit Jerusalem im Süden.

Israel schließlich als Bezeichnung für das Volk Israel mit seinem wechselvollen Weg durch die Geschichte.

Jesus selbst ist auch ein Kind Israels und möchte das neue Israel bauen. Er beruft genau 12 Jünger.

Und seit 75 Jahren gibt es wieder einen Staat Israel.

Israel – ein ganzes Buch mit vielen, vielen Kapiteln.

Für mich ist und bleibt Israel zunächst einmal: Das von Gott geliebte und auserwählte Volk aus allen Völkern. Es ist damit das Volk – sagen wir besser Gemeinschaft oder noch besser Gesellschaft – die als erste durch Gottes Wort und Anweisungen Rechtsordnungen und Gebote erhalten hat. Und diese wuchsen dann von Generation zu Generation zu einer Sozialgesetzgebung, zum Gleichheitsgrundsatz aller Menschen in dieser Gesellschaft und über die Jahrhunderte auch zu so etwas, das wir heute das internationale Völkerrecht nennen.

Wichtig für mich ist dabei, dass wir niemals der Versuchung erliegen, dieses Volk, diese Gesellschaft mit dem Staat Israel gleichsetzen. 

Israel, so verstanden, ist eine religiöse Größe. Sie hat sich in einer Zeit, als die Staatlichkeit Israels überhaupt nicht gegeben war, durch die Lehre Jesu Christi und durch sein Leben, sein Leid und die Auferstehung, schließlich durch das Feuer von Pfingsten von Generation zu Generation, über die Jahrhunderte über viele Nationen auf mehreren Kontinenten ausgebreitet und konstituiert.

Ja, ich glaube und bin davon überzeugt, dass Christinnen und Christen über Konfessionsgrenzen hinweg weltweit im Glauben an den einen und einzigen Gott, der aus dem Feuer des Dornbusches zu Moses gesprochen hat und aus dem Feuer am Horeb zum Volk, mit Jüdinnen und Juden tief verbunden sind.

Und überall, wo Gesellschaften mit Menschen dieses Glaubens gebaut und gestaltet werden, entstehen Staatswesen, die auf diesen Grundsätzen fußen: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit vor dem Gesetz, Sozialgesetzgebung, dieselbe Menschenwürde für alle.

Und all diese Staatswesen und Staaten sind nicht gefeit davor, dass diese Grundsätze auch in Frage gestellt werden bzw. dass von einigen Kräften versucht wird, diese auszuhöhlen. Dies gilt, wie wir sehen, für den Staat Israel genauso, wie für die Bundesrepublik, die Vereinigten Staaten oder Südafrika.

Diese Grundsätze wollen immer wieder errungen, verteidigt und bewahrt werden. 

Deswegen dürfen wir uns mit Fug und Recht auch ISRAEL nennen.

So sind wir alle heute auch angesprochen, wenn der biblische Mose zu „ganz“ Israel spricht. Ganz Israel – das sind auch wir!

Und was er uns in Erinnerung bringt, das haben wir in den zwei Abschnitten der Lesung gehört. Wir werden an Gottes Gebote und Rechte erinnert. Ja, eben auch an die Rechte. Wir haben das Recht, in Freiheit zu leben, offen zu debattieren, unseren Unmut bei Kundgebungen und Demonstrationen auszudrücken. Wir haben das Recht, Eigentum zu erwerben und etwas zu gestalten, kreativ zu werden und etwas zu schaffen. Nichts außer dem Recht meines Nächsten, meiner Mitmenschen und dem Recht der Natur grenzt mich ein.

Natürlich werden wir auch an die Gebote erinnert: Wir werden die Natur, die Sonne, den Mond und die Sterne nicht anbeten. Wir werden uns der Geschöpflichkeit, allem Geschaffenen nicht unterwerfen. Wir werden aber Gott, den noch kein Mensch gesehen hat, als unseren Herrn anbeten, ihn ehren und ihm dienen. So dienen wir auch dem Leben, der Welt und der Schöpfung.

Selbstverständlich, so glauben wir als Christinnen und Christen, war Gott zu 100% in Jesus Christus. Er war aber eben auch zu 100% Mensch – und als solcher wurde er gesehen, erlebt. Der Geist Gottes war gleichwohl immer bei jeder einzelnen Berührung durch ihn spürbar. Das ist das einzigartige Mysterium, dass Gott in Jesus Christus offenbart hat.

So ruft uns Mose auf, unsere Seele gut zu hüten und zu bewahren, dass wir nicht abfallen vom wahren Glauben an diesen einzigen einen Gott. Auch sollen wir uns immer erinnern an das Feuer vom Dornbusch, an das Feuer vom Horeb und an das Feuer von Pfingsten in Jerusalem. Was wir gespürt, was wir verstanden haben, das bewahren wir in unseren Herzen unser Leben lang. Und wir gestalten das Miteinander in unserem Gemeinwesen nach den Grundsätzen der Freiheit, der Gleichheit, der Solidarität, der Rechtstaatlichkeit.

So ist für unser Staatwesen – nämlich das der Bundesrepublik Deutschland – so wichtig, dass wir uns in diesen Tagen intensiv und aufmerksam an die Vorbereitungen zur Gründung desselben vor 75 Jahren und damit an unser Grundgesetz erinnern. Einige bekennen sich in diesen Tagen zu einem Verfassungspatriotismus. Ein bundesdeutscher Patriot ist dann einer, der dieses Grundgesetz und die darin enthaltenen Werte achtet und danach lebt – gleichgültig, woher jemand kommt, in welche Kultur und Sprache er hineingeboren wurde. Dieses Grundgesetz hält diese Bundesrepublik zusammen. Und deshalb ist es wichtig, sich diese Werte und Grundsätze regelmäßig in Erinnerung zu rufen. Dazu hat uns vor einigen Tagen auf der Insel Herrenchiemsee in Bayern Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aufgerufen. Dazu ruft uns heute durch den Predigttext Mose auf.

Diese Erinnerung soll uns Freude bereiten und Mut machen. Sie soll uns vor allem gewiss machen, dass Gott uns keinesfalls vergessen hat, sondern fest hinter uns steht und uns durch seinen Geist beflügelt, das Richtige, gemäß seinen Geboten und Rechten zu tun. 

Schließlich hat Gott auch uns aus den diversen Schmelzöfen der Geschichte geführt und von menschenunwürdigen und gotteslästerlichen Anschauungen befreit und uns angenommen als Teil des einen Volkes, über das Mose sagt:

„dass ihr sein Erbvolk sein sollt, wie ihr es jetzt seid.“

Amen

Ja, wie wäre es, wenn Jesus dieses Gleichnis auf uns hin sagt, mitten hinein in die aktuelle Weltlage?

Gott ist außer Landes. Hurra. Wir können schalten und walten, wie wir wollen. Lasst uns alle Bodenschätze fördern, lasst es uns schön und gemütlich machen. Lasst uns über die Tiere und die Pflanzen herrschen und uns nehmen, was wir wollen. Lasst uns sehen, wer der Stärkere ist und wer am Ende über den anderen herrschen wird.

Unliebsame Propheten, die uns auf die Klimakrise hinweisen? Lasst sie uns mundtot machen. Mahner, die unseren gewohnten Lebensstil in Frage stellen? Nestbeschmutzer! Predigerinnen, die uns von der Kraft der Gewaltfreiheit überzeugen wollen? Naiv und weltfremd!

Was nun, wenn Gott, wider Erwarten, erneut bei uns vorbeischaut? Wenn er in Person seines Sohnes erneut zu uns kommt und uns zur Umkehr ruft? Zur Menschenliebe, zur Ehrfurcht vor dem Leben, zum Frieden in Gerechtigkeit?

Was würden wir tun?

Würden wir ihn sehen wollen? Würden wir auf ihn hören? Ließen wir uns zur Umkehr rufen? Jesus Christus ist nach wie vor der Eckstein. Er ist der Schlussstein, der das Gewölbe zusammenhält. Das Gewölbe dieses neuen Hauses Gottes, in dem für alle Platz ist. Und wir, die wir uns Christinnen und Christen nennen, sind die lebendigen Steine dieses neuen Hauses. Wir sind berufen, ihn zu bekennen, auch und gerade mitten hinein in die aktuelle Weltlage. Wir sind berufen, Zeuginnen und Zeugen der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit zu sein.

Liebe Leserin, lieber Leser!

Es ist der 24. August 2022. Ein trauriger Tag. Sechs Monate dauert bereits dieser unsägliche, von Russland vom Zaun gebrochene Krieg gegen die Ukraine. Jedes Menschenleben, das in diesen sechs Monaten zu Tode gekommen ist, ist eines zu viel!

Gleichzeitig ist es für die Ukrainerinnen und Ukrainer auch ein Hoffnungstag. Sie feiern ihren Unabhängigkeitstag. 31 Jahre ist dieses Volk nun unabhängig von der großen, alle Teilstaaten umklammernden, imperialen Sowjetunion, die seitdem auch nicht mehr existiert. Diese Unabhängigkeit möchte das Volk erhalten und verteidigen. Es sieht in freier, demokratischer Entscheidung seine Zukunft im Kontext der EU, nicht im Kontext der Russischen Föderation, dem Nachfolgestaat der Sowjetunion.

Anzhela, eine starke ukrainische Frau, begeht diesen Tag in Iaşi, der viertgrößten Stadt Rumäniens, nahe der Grenze zu Moldawien, gemeinsam mit vielen hierhin geflohenen ukrainischen Frauen und Kinder. Mit anderen Frauen organisiert sie Betreuung und Unterricht für die zum Teil traumatisierten Kinder und Jugendliche. Gemeinsam nähen sie Erste-Hilfe-Taschen für ihre Männer, die Soldaten sind an der Front.

In einem Brief, in dem sie sich für Geldspenden von Menschen aus der Dodesheide bedankt, schreibt sie: „Es ist unsere Heimat, unsere Ukraine, unser Zuhause. Wir stehen und kämpfen für die Kinder, für das Leben, für unsere und für eine gemeinsame europäische Zukunft. Wir fragen uns, wie lange dieser verrückte brutale Krieg noch dauert. Wann lassen sie uns in Ruhe?

Warum hassen sie uns so, dass auch unsere Kinder vernichtet werden, nur weil sie Ukrainer sind.“

Am 17. Februar schrieb ich an genau dieser Stelle (die Nette Nachrichten erschienen dann am 4. März): „Wenn Sie diese Zeilen lesen, konnte diese akute Kriegsgefahr – so hoffen wir sehr – abgewendet und ein Weg zur Erarbeitung eines neuen Vertrags über die Sicherheit und die Zusammenarbeit in Europa (VSZE) eingeschlagen worden sein.“

Diese Hoffnung ist am 24. Februar, vor sechs Monaten, jäh zerschlagen worden. Die Erarbeitung eines solchen Vertrages ist in weite Ferne gerückt.

Was nun? Quo vadis, Russland? Quo vadis, Ukraine? Quo vadis, Europa?

Jesus Christus war sich über die Mächte und Gewalten bewusst, die eine göttliche Bestimmung für die Welt haben. Er sah allerdings genau so klar, wie diese „gefallen“ sind, ihrer guten Bestimmung für die Menschen und die Geschichte nicht mehr entsprechen. Das Ziel seines Evangeliums ist schließlich, sie zu verwandeln, sie also zu ihrer ihnen von Gott gegebenen Bestimmung zurückzuführen. So beschreibt es der Theologe Walter Wink in seinem Buch „Die Verwandlung der Mächte. Eine Theologie der Gewaltfreiheit“.* Er kommt schließlich zu dem Schluss: „Die Auseinandersetzung mit den Mächten bedeutet, sich Gottes Bemühung anzuschließen, sie zu ihrem göttlichen Zweck zurückzuführen.“**

Ich möchte mich dieser Bemühung anschließen. Sie auch?

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Cord-Michael Thamm

Liebe Leserin, lieber Leser!

Als hätten wir mit Corona nicht schon genug zu tun – so fragen Menschen landauf, landab: „Wird es zu Krieg kommen in Europa?“

Wie schnell sich, zum Teil unbemerkt von denen, die nicht direkt beteiligt sind, so eine Situation zuspitzen kann, denke ich.

Während ich diese Zeilen schreibe, wird Bundeskanzler Scholz gerade von Präsident Putin in Moskau zu Gesprächen empfangen. Es ist Mittwoch, der 15. Februar 2022. Der Tag, über den in den Zeitungen zu lesen war „Die USA fürchten einen russischen Angriff auf die Ukraine am Mittwoch“.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, konnte diese akute Kriegsgefahr – so hoffen wir sehr – abgewendet und ein Weg zur Erarbeitung eines neuen Vertrags über die Sicherheit und die Zusammenarbeit in Europa (VSZE) eingeschlagen worden sein. Wir hoffen dies über Grenzen der Konfession, der Länder, der Religionen hinweg. Wir hoffen dies als Menschen, Bewohnerinnen und Bewohnern Europas gemeinsam. Und die, die dies vermögen, die beten auch dafür.

„Die Unordnung der Welt und Gottes Heilsplan“ – so hieß das Motto der 1. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK)* 1948 in Amsterdam. Es beschreibt ziemlich gut auch die Situation, in der wir uns zurzeit befinden. Von diesem Treffen ging dann das gemeinsame Bekenntnis aus: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“

Anfang September dieses Jahres wird nun die  11. Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe stattfinden – erstmals in Deutschland. Sie wird unter dem Motto stehen: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“.

Diese Botschaft ist so nötig in dieser zugespitzten Situation – und auch so wahr.

Lassen wir uns – egal welcher Kirchengemeinschaft wir uns zugehörig fühlen, egal ob wir uns als Christ, als Christin bezeichnen oder nicht – lassen wir uns bewegen. Gehen wir durch die Art, wie wir reden und handeln den Weg der Versöhnung. Beginnen wir, uns als eine Menschheit zu verstehen, im Wissen darum, dass es nicht nur eine Sicht der Dinge, nicht nur eine Wahrheit gibt. Gehen wir den Weg der Gerechtigkeit und des Friedens, und das bedeutet: den Weg des Dialogs unter Anwendung gewaltfreier Kommunikation. Stehen wir der Lüge entgegen. Und sagen wir es laut, überall, wo es nötig ist: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“

Ihr Cord-Michael Thamm

Pastor in der Thomasgemeinde und Friedensbeauftragter des ev.-luth. Kirchenkreises Osnabrück

* Neben anderen ist auch die orthodoxe Kirche von Griechenland Gründungsmitglied, die meisten evangelischen Landeskirchen sind seit 1950 Mitgliedskirchen, die Russische Orthodoxe Kirche seit 1961, die vereinigte Orthodoxe Kirche der Ukraine ist erst seit dem 6. Januar 2019 per Tomos (Dekret) des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomäus I. legitimiert und von der orthodoxen Kirche von Griechenland sowie vom griechisch-orthodoxen Patriachat von Alexandria und von ganz Afrika anerkannt, allerdings nicht anerkannt von der Russischen Orthodoxen Kirche und bisher auch noch nicht Mitglied im ÖRK. Die röm.-kath. Kirche genießt Gaststatus.

Weiteres zur 11. Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe und dessen Mitgliedskirchen finden Sie hier: www.oikoumene.org

Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon – so begann eines der Lieder des großen Reformationsmusicals, das seinerzeit unter der Leitung von Bettina Ley in der Matthäuskirche aufgeführt worden war. Es ist ein fröhliches Lied. Es erinnert die Zuhörer*innen daran, dass das Neue Testament in Griechisch verfasst ist und Martin Luther und Philipp Melanchthon es genau vor 500 Jahren, 1521, begannen, es als Gemeinschaftswerk ins Deutsche zu übersetzen.

Das griechische Alphabet kommt uns in diesen Tagen ganz anders ins Bewusstsein. So werden seit geraumer Zeit die mutierten Varianten des Coronavirus benannt. Bis Delta hatten wir noch mitgezählt. Die Delta-Variante sei eine sehr gefährliche, die sich zudem auch sehr schnell verbreite und nunmehr die vorherrschende sei. Damit hatten wir uns abgefunden – darauf haben wir uns eingestellt. Wir haben begonnen, Termine für eine Booster-Impfung zu vereinbaren. Bei mir konnte bereits am Donnerstag diese Impfung vorgenommen werden.

Und dann das: Omikron. Welcher Buchstabe im griechischen Alphabet ist das überhaupt? Wissen Sie das? Es ist sage und schreibe der 15. Buchstabe von insgesamt 24 (der 24. ist das zweite O, das lange, also das Omega) – ich habe es nachgesehen. Die 10 Varianten zwischen Delta und Omikron sind nicht so gefährlich, deshalb wurde nicht darüber geredet und wir haben nichts davon mitbekommen.

Nun also Omikron. Geht jetzt das ganze wieder von vorne los? Der Ministerpräsident vom Saarland spricht gar von einer „Stunde Null der Pandemiebekämpfung“.

Was ist jetzt das richtige Verhalten? Was sind jetzt die richtigen Maßnahmen?

Und heute am 1. Advent für uns die Frage: Hat Gott uns verlassen? Und hat Gott uns uns selbst überlassen?

Wir hören heute seine Verheißung: Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regiert und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: „Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.“

Gottes Wort ist immer in eine spezifische Zeit mit ihrem jeweiligen Kontext gesprochen und dann aufgeschrieben worden. Gleichzeit hat es aber eine Bedeutung für alle Zeiten und will immer wieder neu, aktual, verstanden und interpretiert werden. So auch dieses!

Versuchen wir es.

Zunächst: Es kommt die Zeit. Sie ist noch nicht da. Sie bezieht sich aber auch nicht auf die Zeit nach dem Tod. Wir leben vielmehr auf sie hin. Und in diesem Leben vertrauen wir dieser Zusage Gottes. Ein gerechter König, zudem ein Nachfahre des großen Herrschers David, wird verheißen. Als Christinnen und Christen glauben wir, dass Jesus durch die Linie seines irdischen Vaters Josef, dieser unmittelbare Nachfahre und somit dieser gerechte König war, den Gott gesandt hat. Doch wissen wir alle auch, dass Jesus selbst keine leiblichen Kinder hatte. Gleichzeitig sprach er aber immer von sich und allen, die ihm nachfolgen, von Kindern Gottes. Geistlich sind also wir alle durch die Taufe auch Kinder und Nachkommen und Erben Davids und Gottes.

Auch aus uns, der Gemeinschaft der Kinder Gottes, zu denen alle gehören, die auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft sind, und – so verstehen wir das Geheimnis, von dem Paulus im Römerbrief schreibt – auch unsere jüdischen Schwestern und Brüder, aus uns also wird auch ein solcher gerechter Herrscher, möglicherweis auch eine gerechte Herrscherin erwachsen.

Vielleicht erscheint uns dieses Wort zu groß oder auch missverständlich – geht es um einen weltlichen, also politischen Herrscher oder um einen geistlich-religiösen? Uns kann helfen, die direkt voranstehenden Verse zu beachten und in unsere Überlegungen mit einzubeziehen. Gott ist nämlich unzufrieden mit den Hirten, die die Herde seiner Weide umkommen lässt und zerstreut. Deshalb will er und wird er Hirten aus seiner Weide berufen und einsetzen, die die Herde weiden sollen, so, dass sie sich nicht mehr fürchten noch erschrecken noch heimgesucht werden!

Diese Verheißung Gottes beeindruckt mich zutiefst – das möchte ich gestehen!

Auch bei einer Seuche, die über die Welt, ja über die Schöpfung, ja über die Menschheit ausbricht, können wir mit diesem alten Wort von „Heimsuchung“ sprechen. Und ja, auch die aktuelle Seuche, die Corona-Pandemie führt bei uns Menschen zu einem Fürchten und einem Erschrecken. Ich kenne Menschen, die, obwohl sie zweimal geimpft sind, sich aktuell nicht trauen, sich mit anderen Menschen außerhalb der eigenen Familie zu treffen. Ganz zu schweigen von denen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. Darin soll schließlich also die Aufgabe, ja das Handeln dieser vielen (nicht nur einer) Hirtinnen und Hirten bestehen: Die Herde weiden, dass sie sich nicht mehr fürchten, nicht mehr erschreckt werden und nicht mehr vom Todesengel, der die Menschen nur so dahinrafft, heimgesucht werden. Es geht also um eine verantwortliche Haltung und besonnene Entscheidungen – auch weiterhin in dieser Pandemie, auch und gerade angesichts von Omikron!

Wie das geht? Nun, wir sind nicht die ersten, die es mit einer Seuche nationalen oder auch globalen Ausmaßes zu tun haben.

Nachdem nämlich die Übersetzung des Neuen Testaments durch Martin Luther und seinem Team vollendet war – am Alten Testament arbeiteten sie noch – , brach die Pest aus in Europa. In Wittenberg brach sie 1527 herein. Angesichts dessen schrieb Martin Luther und verbreitete es im ganzen Reich:

Luther schrieb, als 1527 die Pest in Wittenberg ausbrach:

„Wenn Gott tödliche Seuchen schickt, will ich Gott bitten, gnädig zu sein und der Seuche zu wehren. Dann will ich das Haus räuchern und lüften, Arznei geben und nehmen, Orte meiden, wo man mich nicht braucht, damit ich nicht andere vergifte und anstecke und ihnen durch meine Nachlässigkeit eine Ursache zum Tode werde.
Wenn mein Nächster mich aber braucht, so will ich weder Ort noch Person meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen. Siehe, das ist ein gottesfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn und dumm und dreist ist und Gott nicht versucht.“

Quelle: Luthers Werke, Band 5, Seite 334f

Ist damit nicht auch alles notwendige für uns und unseren Umgang mit der Corona-Pandemie gesagt? Ich lese und höre dies und denke: „Ja, Martin Luther ist im Sinne der Verheißung Gottes, die wir beim Propheten Jeremia lesen, ein guter Hirte gewesen. Ich möchte versuchen, dies in dieser Zeit für die Menschen, zu denen ich gewiesen bin und Verantwortung übernommen habe, auch zu sein.“ Und wisst ihr was? Das schöne an unserer ev.-luth. Kirche ist, dass niemand die Gemeinde alleine leiten muss, schon gar nicht nur ein Mann alleine, sondern dass wir ein gewähltes und berufenes und eingesetztes Team haben, dessen Mandat es genau ist, zu leiten und zu führen und alles dafür zu tun, dass keine Gefahr von Zusammentreffen ausgeht, gleichzeitig aber auch, dass sich Furcht und Schrecken nicht weiter ausbreiten. Vielmehr aber, dass Gottes Wort nicht nur erinnert, sondern auch ausgelegt und verstanden wird, sodass seiner Verheißung auch Glauben geschenkt werden kann.

Hat Gott uns also uns selbst überlassen? Am Ende unserer Überlegungen können wir wohl sagen: Nein.

Vielmehr erweckt er immer wieder Hirtinnen und Hirten und befähigt sie, im Sinne seiner Verheißung zu wirken und von ihm noch weiteres darüber hinaus zu erwarten. So ist es nur folgerichtig, dass wir heute am 1. Advent, auch mitten in dieser 4. Welle singen und hören:

Tochter Zion, freue dich! Jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir! Ja, er kommt, der Friedefürst. Tochter Zion, freue dich! Jauchze laut, Jerusalem!

Amen

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

Hört nicht auf zu beten,
Bleibt stets wachsam und voller Dankbarkeit!
Betet stets auch zugleich für uns,
dass Gott für uns eine Tür öffnet.
Mit ihm verkünden wir das Geheimnis,dass Christus bei euch gegenwärtig ist. (Kolosser 4, Vers 1-3)

Andacht von Ruth Klinkert

In dem Brief an die Kolosser fordert Paulus dazu auf, jeden Tag zu beten und zu danken.

Als Paulus dieses schrieb, saß er im Gefängnis. Eingesperrt, weil er Christ war und glaubte.
Und doch war es ihm wichtig, Fürbitte zu halten für die, denen es nicht gut ging. Und auch für die, die nicht schuldlos an seinem Schicksal waren.
Und ihm war wichtig, jeden Tag „Danke“ zu sagen.

Das ist sicherlich nicht immer einfach, gerade in der heutigen Zeit. In der Zeit der Pandemie, in der es weltweit so viele Tote gibt.
Und es ist nicht selten, dass man als Angehöriger selbst betroffen ist.
Ich denke, da ist es schwer, danke zu sagen. Und dabei auch noch an Andere zu denken und für sie zu beten.
Doch wir dürfen auch klagen –  klagen über die vielen Einschränkungen, über Einsamkeit, über Verluste lieber Menschen.

Beten hilft, weil Gott uns hört und auch antwortet. Er schickt oft Menschen zu uns, die uns trösten und für uns da sind.
Bei uns im Krankenhaus ist es die Seelsorge, die für die Kranken da ist. 
Die vielen Covidpatient*innen, die einen schweren Krankheitsverlaufverlauf haben und ganz alleine sind, weil die Angehörigen nicht zu ihnen dürfen. Für sie können Gebete und Worte aus der Bibel sehr tröstlich sein.

Nicht nur für unsere Patient*innen sind Gebete wichtig, sondern auch für meine Kolleg*innen auf den Intensivstationen.
Für sie können wir Fürbitte halten.
Aber auch mir/euch tut es gut, wenn jemand in der Zeit des Zweifelns sagt:
Ich bete für dich, ich denke an dich. Das gibt Kraft, hilft , meinen Weg weiter zu gehen.

Nicht immer können wir glauben, dass Gott uns hört.
Oft fragen wir: Wo bist du? Warum antwortest du nicht?

Doch Gott antwortet, aber nicht so, wie wir es erwarten.
Im Leid aber ist er bei uns, trägt uns dadurch.
Ganz oft können wir erst später erkennen, dass das, was wir brauchen, von Gott gegeben wird.

Der heutige Sonntag Rogate ermuntert uns mit allem, was uns bewegt, zu Gott zu kommen.
Ihm erzählen, wie es uns geht. Ihm anvertrauen, was uns umtreibt.
Gott weiß genau,was wir brauchen, wonach wir uns sehnen.
Und wir dürfen uns darauf verlassen, dass

Gott uns hört.
Amen

Gebet

Das Gebet wählt ihr aus : Vater unser im Himmel/Geheiligt werde dein Name/Dein Reich komme/Dein Wille geschehe/wie im Himmel/so auf Erden/Unser tägliches Brot gib uns heute/und vergib uns unsere Schuld/wie auch wir vergeben unseren Schuldigern/Und führe uns nicht in Versuchung/sondern erlöse uns von dem Bösen/Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit/Amen.

Segen

Der Segen Gottes des Vaters / des Sohnes und des Heiligen Geistes sei mit euch jetzt und immer / Amen

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag aus dem Lukasevangelium

Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: „Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!“ Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: „Meister, weise doch deine Jünger zurecht!“ Er antwortete und sprach: „Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“(Lukas 19,37-40)

Andacht von Pastor Matthias Groeneveld

Die Jünger loben Gott. Sie singen, jubeln, tanzen. Dieser bunte Chor, diese Mischung aus unterschiedlichen Typen. Schöne und schiefe Stimmen, vereint im Lob Gottes. Die Jünger haben allen Grund zum Jubeln. Sie erfahren Gottes Liebe zu allen Menschen aus nächster Nähe. Sie erleben die Zeit mit Jesus. Die Zeit der Wanderschaft und der Begegnung, die Zeit des gemeinsamen Essens und der Worte Jesu. Und seiner Taten. All das bringt sie dazu, laut zu singen und zu tanzen, als sie in Jerusalem ankommen. Noch ahnen sie nicht, dass die Zeit des Klagens nahe ist: Die Zeit, da sie schweigen und die Steine schreien. Jesus sagt es ihnen, doch sie hören es vermutlich nicht. Ich sage euch: „Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“ Golgatha. Der Ort, an dem die Steine schreien, dieser Ort ist nahe. Doch noch jubeln die Jünger. Und das ist befremdlich. Das ist unheimlich. So manche stören sich daran. Sie wollen diese Leute nicht singen hören. Diese Leute fordern von Jesus: „Bring sie zum Schweigen!“ „Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“, entgegnet Jesus. Die Steine werden schreien. Unliebsames zum Schweigen bringen. Das passiert immer wieder. In der Öffentlichkeit erleben wir das mit zunehmender Schärfe. 

Es passiert aber auch in mir. Es passiert in meinem Verhältnis zu Gott.

Loben und Danken haben ihren Platz in meinem Glauben und es fällt mir leicht, dankbar zu sein für die schönen und die guten Seiten in meinem Leben. Es fällt mir leicht, den Sonnenschein in mein Leben zu lassen. Und wenn mir danach ist, danke ich Gott dafür. Genauso hat aber auch das Klagen seinen Platz bei Gott und in meinem Glauben. Zu oft lasse ich in Leid, Schmerz und Trauer lieber niemanden zu mir, auch Gott nicht. Doch ich darf mich beklagen. Ich darf schreien. Ich muss diesen Teil nicht zum Schweigen bringen.

Die Jünger haben es mir vorgemacht. Wir hören heute von ihrem Lob. Doch ihr Klagen und ihre Verzweiflung kennen wir auch; sie tun sich zusammen, trauern gemeinsam in ihren Häusern oder auf dem Weg nach Emmaus. Und die Psalmen haben es mir ebenso vorgemacht. Es gibt Psalmen, die lauthals klagen über alle Ungerechtigkeit, die mir widerfährt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und es gibt Psalmen, in denen das Gotteslob klingt und singt: „Lobe den Herrn meine Seele!“ Das alles hat seinen Platz bei Gott. Unser Leben ist bei ihm aufgehoben. Amen.

Segen

So segne dich Gott, / der Vater, der Sohn, der Geist. / Er schenke dir Hoffnung und Mut. / Er schenke dir seine Nähe und seine Liebe. / Amen.

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag: Paulus‘ Rede auf dem Areopag

„Ihr Bürger von Athen! Nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromme Leute. Ich bin durch die Stadt gegangen und habe mir eure heiligen Stätten angeschaut. Dabei habe ich auch einen Altar gefunden, auf dem stand: ›Für einen unbekannten Gott‹.

Das, was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch. Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was in ihr ist. Er ist der Herr über Himmel und Erde. Er wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand errichtet wurden. … Er ist es, der uns allen das Leben, den Atem und alles andere schenkt. … Er wollte, dass die Menschen nach ihm suchen – ob sie ihn vielleicht spüren oder entdecken können. Denn keinem von uns ist er fern. Durch ihn leben wir doch, bewegen wir uns und haben wir unser Dasein. Oder wie es einige eurer Dichter gesagt haben: ›Wir sind sogar von seiner Art.‹ Weil wir Menschen also von Gottes Art sind, dürfen wir uns nicht täuschen: Gott gleicht keineswegs irgendwelchen Bildern aus Gold, Silber oder Stein. Sie sind nur das Ergebnis menschlichen Könnens.

Nun – Gott sieht nachsichtig über die Zeiten hinweg, in denen die Menschen ihn nicht gekannt haben. Jetzt fordert er alle Menschen

an allen Orten auf, ihr Leben zu ändern. Er wird Gerechtigkeit walten lassen – durch den Mann, den er dazu bestimmt hat. Dass dieser Mann wirklich dafür bestimmt ist, hat Gott allen Menschen durch dessen Auferstehung von den Toten bewiesen.“ (Apostelgeschichte 17,22-34 i. A.)

Andacht von Pastor Matthias Groeneveld

Die Füße fest auf dem Boden, die Knie zittern, der Kopf ist erhoben – Paulus schaut in die Menge der Gelehrten. Er steht auf dem Areopag. Es ist der Ort in Athen, an dem die Gelehrten streiten, diskutieren, ihre Meinung kund tun.

Wird er – Paulus, ein einfacher Handwerker, ein Zeltmacher – wird er es schaffen, sie, die Gelehrten Athens, vom Glauben an Jesus Christus zu überzeugen?

Paulus zeigt Standfestigkeit, Mut und Entschlossenheit und bekennt so seinen christlichen Glauben. Bewundernswert. Er weiß, wo er steht, was ihm Halt und Sicherheit im Leben gibt. Paulus erzählt von seinem Glauben an Gott. Von dem, was ihm an diesem Glauben wichtig ist.

Paulus besteht auf dem Areopag in Athen, auch wenn er mit seiner Predigt nicht so viel Erfolg hatte wie in den anderen Städten, die er auf seiner Missionsreise besuchte: „Einige Leute schlossen sich ihm an und kamen zum Glauben. Unter ihnen war Dionysius, der dem Areopag angehörte, eine Frau namens Damaris und noch einige andere.“ (Apostelgeschichte 17,34) Das Wort Gottes, die gute Botschaft des Evangeliums, möge viele Menschen erreichen. Denn das Leben ist mehr als alle Regeln und Verbote. Es ist bestimmt durch die Hoffnung auf den Auferstandenen, der Leben schenkt, auch wenn alles um uns herum dunkel ist.

Segen

So segne dich Gott, / der Vater, der Sohn, der Geist. / Er schenke dir Hoffnung und Mut. / Er schenke dir seine Nähe und seine Liebe. / Amen.

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

So spricht Gott der Herr. Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?

Ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. (Ez 34,2b.11b-12)

Andacht von Pastor Cord-Michael Thamm

Wie sieht er aus, der Hirte in Corona-Zeiten!

Auf jeden Fall ist es einer, der nicht aufscheucht, der nicht fake news verbreitet, der nicht verunsichert, der nicht den Untergang predigt!

Vielmehr ist es einer, der zuhört, der sich Zeit für ein Gespräch nimmt, der nachfragt: „Was brauchst Du gerade? Wie kann ich Dir helfen?“

Es ist einer, der diese schlimme, ermüdende Zeit mit aushält und daraus ein Gebet formuliert und dieses vor Gott bringt.

Und die Schafe lassen sich ansprechen. Und die Schafe antworten. Und sie lassen sich finden und beginnen, sich wieder als Gruppe, als eine Gemeinschaft zu empfinden. Mit Maske, mit Abstand oder per zoom – auf jeden Fall im Gebet miteinander verbunden.

Ich versuche, in diesem Sinne in dieser Zeit ein guter Hirte in der Gemeinde zu sein. Und bei dem, was ich nicht vermag, vertraue ich auf Gott der zu uns allen sagt: „Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen. Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will weiden, wie es recht ist.“ (Ez 34,15-16) Darauf, ja darauf möchte auch ich vertrauen. Amen

Gebet

Herr Jesus Christus, du bist der gute Hirte / du führst uns auf deinen Wegen und lässt uns nicht Mangel leiden. / Von dir werden wir nicht verlassen. / Wir bitten dich: Halte uns zusammen bei dir. / Suche die Verlorenen. / Sammle die Verstreuten, / dass am Ende dieser Zeit die Deinen geschart sind um dich, / der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst / von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Segen

Gott segne Dich durch seine heilige Geistkraft, / dass Du Dich finden lässt von ihm, / dass Du spürst: „Ich bin nicht allein.“ / Gott bewahre Dich vor allem Übel. / Gott gebe Dir Frieden ins Herz. Amen