Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

Der Engel Gottes redete zu Philippus. Er sprach: Geh auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza führt. Und Philippus stand auf und ging dorthin. Auf der Straße war ein Mann aus dem Land Äthiopien unterwegs. Er war ein mächtiger Mensch. Er war Schatzverwalter der Königin. Er war nach Jerusalem gefahren. Er hatte zu Gott gebetet. Nun war er auf dem Weg nach Hause. Er saß in seinem Wagen. Er las im Buch des Propheten Jesaja. Da sprach Gottes Geist zu Philippus: Geh zu dem Wagen. Da lief Philippus dahin. Er hörte: Der Mann las im Buch des Propheten Jesaja. Philippus fragte den Mann: Verstehst du auch, was du liest? Der Mann aber sprach: Wie kann ich es verstehen? Wer erklärt es mir? Der Schatzverwalter bat Philippus: Setz dich zu mir! Der Schatzverwalter las gerade über einen Menschen. Dieser Mensch verhält sich wie ein Lamm, das geschlachtet wird. Still und stumm. Er sprach: Sag mir. Über wen sagt der Prophet das? Philippus begann zu erzählen. Er predigte dem Mann das Evangelium, die gute Botschaft von Jesus. Die Straße führte an einem Wasser vorbei. Da sagte der Schatzverwalter: Da ist Wasser. Ich kann mich doch taufen lassen! Er ließ den Wagen anhalten. Beide stiegen aus. Beide gingen in das Wasser hinein. Philippus taufte den Schatzverwalter. Der Schatzverwalter drehte sich um. Aber Philippus war nicht mehr zu sehen. Der Schatzverwalter war allein. Er fuhr fröhlich weiter. (Auszüge aus Apostelgeschichte 8,26-39 in Leichter Sprache)

Andacht von Diakonin Maren Mittelberg, Inklusionsbeauftrage im ev.-luth. Kirchenkreis Osnabrück

Ein Mann ist unterwegs. Er liest in einem alten Buch. Aber er versteht die Worte nicht. Kenne ich das auch? Ich lese etwas, aber ich verstehe es nicht. Jemand spricht zu mir, aber ich höre es nicht? Philippus kommt genau in dieser Situation dazu. Er erklärt, was die Worte bedeuten. Das macht den Mann froh. Und das macht auch Philippus froh.

Dies ist ein gutes Beispiel für ‚gelingende Kommunikation‘. Manchmal brauchen wir Menschen Hilfe, jemanden oder etwas zu verstehen. Solche Hilfen können Gebärden, Symbole, Leichte Sprache oder elektronische Geräte sein. Aber auch andere Menschen können zu Übersetzungshilfen werden. Hier braucht es immer das Miteinander, eine offene Haltung, ein Gespräch auf Augenhöhe.

Philippus hat sich zu dem Mann gesetzt. Er hat sich auf seine Situation eingelassen. So kann es zum Verstehen und Verstanden werden kommen. Das macht froh. Und darüber hinaus können wir gewiss sein: Gott versteht uns – egal wie wir kommunizieren und auch schon lange, bevor wir verstehen.

Amen.

Gebet

Gott, du versteht uns, bevor wir verstehen. / Das ist gut. / Dafür danken wir dir. / Wir bitten dich, / lass uns nicht gleich den Mut verlieren, wenn wir etwas nicht verstehen. / Und lass uns dort zu Übersetzungshelfer*innen werden, wo wir es können. / Amen.

Segen

Gott segne uns durch deine heilige Geistkraft, / dass wir dich sehen auf den Gesichtern unserer Mitmenschen, / dass wir dich hören in den Worten anderer Menschen, / dass wir dich spüren, dort wo wir sind. / Amen.

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg

Ein Lied von meinem Freund will ich euch singen. Es ist das Lied von meinem Freund und seinem Weinberg: Mein Freund hatte einen Weinberg auf einem fruchtbaren Hügel.

Er grub ihn um, entfernte Steine und bepflanzte ihn mit den besten Weinstöcken.

Mittendrin baute er einen Wachturm. Auch eine Kelter zum Pressen der Trauben hob er aus. Dann wartete er auf eine gute Traubenernte, aber der Weinberg brachte nur schlechte Trauben hervor.

Jetzt urteilt selbst, ihr Einwohner von Jerusalem und ihr Leute von Juda! Wer ist im Recht – ich oder mein Weinberg? Habe ich irgendetwas vergessen? Was hätte ich für meinen Weinberg noch tun sollen? Ich konnte doch erwarten, dass er gute Trauben trägt.

Warum hat er nur schlechte Beeren hervorgebracht?

Ich will euch sagen, was ich mit meinem Weinberg tun werde: Die Hecke um ihn herum werde ich entfernen und seine Schutzmauer niederreißen. Dann werden die Tiere ihn kahl fressen und zertrampeln. Ich werde ihn völlig verwildern lassen: Die Reben werden nicht mehr beschnitten und der Boden nicht mehr gehackt. Dornen und Disteln werden ihn überwuchern; den Wolken werde ich verbieten, ihn mit Regen zu bewässern.

Wer ist dieser Weinberg? Der Weinberg des HERRN Zebaot, das sind die Bewohner von Israel. Die Leute von Juda, sie sind sein Lieblingsgarten. Der Herr wartet auf Rechtsspruch, doch sehet her, da war Rechtsbruch. Er wartet auf Gerechtigkeit, doch hört nur, wie der Rechtlose schreit.

Andacht von Ruth Klinkert

Er gilt in biblischen Texten meist als Symbol für Wohlstand oder auch Sinnbild für die Menschen und ihre innigen Beziehungen. Im Hohelied Salomos wird er als der Ort bezeichnet, wo sich die Liebenden treffen. (Hld. 7,13). Und immer, wenn vom Weinberg in der Bibel die Rede ist, schwingt dieser innige Ton mit. Das Weinberglied des Propheten Jesajas (Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg) spiegelt hingegen eine Beziehungskrise zwischen Gott und den Menschen. 

Das Lied beginnt zunächst wie ein gewöhnliches, orientalisches Liebeslied. Es erzählt von der besonderen Beziehung eines Weinbergbesitzers zu seinem Weinberg. Lieblich und zart fängt es an. Voller Zuneigung und Liebe. Es handelt von einer wunderbaren Beziehung zwischen einem Weinbergbesitzer und seinem Weinberg.

Ich kann es direkt vor mir sehen, wie der Weinbergbesitzer voller Stolz in seinem Garten umhergeht und sich von Herzen daran erfreut. Vielleicht ist das Wetter dort auch so schön wie gerade jetzt hier, wo ich am Schreibtisch sitze und diesen Text schreibe. Vielleicht kannst auch du heute, auf deinem Spaziergang mit Gott, die Sonne genießen und dich erfreuen an der erwachenden Natur.

Doch zurück zu Jesajas Lied. Der Weinbergbesitzer hat sehr viel Arbeit und Mühe in diesen Weinberg gesetzt und wartet nun darauf, dass gute Trauben sich entwickeln. Es ist wie im richtigen Leben. Jede Liebe will kultiviert, bearbeitet und gepflegt werden. Mit den Menschen, die uns lieb sind, müssen wir auch Zeit verbringen. Der Weinbergbesitzer hat sein Möglichstes getan und man könnte meinen, dass er nun richtig gute Trauben ernten kann. Aber so ist es nicht. Es hängen nur schlechte, vertrocknete Trauben an den Reben. Er ist außer sich vor Wut und macht seinem Ärger in der dritten Strophe des Liedes donnernd Luft. Wer kennt sie nicht, solche extremen Gefühle, wenn die Dinge nicht so laufen wie wir es uns gewünscht haben? Wenn wir enttäuscht sind, dass Jemand nicht Wort gehalten hat oder man sich auf eine Absprache nicht verlassen konnte?

Doch Jesaja spricht hier nicht von Menschen. In der letzten Strophe löst er es auf:  es ist Gott selbst. Und dieser Gott singt nun zornig ein Klagelied über Menschen, die er liebt, die er gehegt und gepflegt hat wie ein Winzer seinen Weinstock. Diese Menschen, die er über alles liebt und die ihn nur enttäuschen. Es gibt heiligen Zorn, damals wie heute. Über Gier, Unrecht und Korruption. Über Kinder in Armut, über Flüchtlingslager, in denen Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen hausen und so manches mehr. Menschen, die wehrlos und die Leidtragenden von alldem sind.

Wie sollte Gott da nicht wütend werden, wenn diesen geliebten Menschen Leid und Unrecht angetan wird? Aber nicht Angst vor Gottes Zorn soll dieses Lied auslösen, sondern Liebe und Leidenschaft, in diesem Sinne durchaus auch Wut.

Und es zielt auf eines ab: auf die Änderung der angeprangerten Zustände. Auf Engagement für Gerechtigkeit und auf Linderung von Not – aus der Kraft der Liebe Gottes heraus.

Lasst uns von diesem leidvollen Liebeslied Gottes bei Jesaja anrühren und uns zum Engagement bewegen. Mit Gottes Segen und seiner großen Liebe zu uns können wir viel bewegen.

Amen

Gebet

Barmherziger Gott, du bittest uns, gütig zu sein und einander zu lieben/ Du wünschst dir, dass Recht und Gerechtigkeit unter uns wohnen/Doch manchmal gedenken wir deiner Gebote nicht/Erbarme dich unser du heiliger, ewiger Gott/Gedenke an deine Barmherzigkeit und Güte/Wir brauchen sie so sehr/Auf deine Liebe hoffen wir in Zeit und Ewigkeit.

Segen

Der Herr segne und behüte dich/

Er schaffe dir Schutz und Rat in allen Ängsten/er gebe dir den Mut/aufzubrechen und die Kraft/neue Wege zu gehen/Er schenke dir Gewissheit, heimzukommen/Der Herr lasse leuchten dein Angesicht über dir und sei dir gnädig/Gott sei Licht auf deinem Weg. Er sei bei dir, wenn du Umwege und Irrwege gehst./Er nehme dich bei der Hand und gebe dir viele Zeichen deiner Nähe./Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden./Ganz sein von Seele und Leib/Das Bewusstsein der Geborgenheit/ein Vertrauen, das immer größer wird und sich nicht beirren lässt.

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

Als Jesus das gesagt hatte, wurde er erregt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische lag an der Brust Jesu, den hatte Jesus lieb. Dem winkte Simon Petrus, dass er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete. Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist’s? Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald! Niemand am Tisch aber wusste, wozu er ihm das sagte. Denn einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder dass er den Armen etwas geben sollte. Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht. (Johannes 13,21-30)

Andacht von Pastor Cord-Michael Thamm

Jesus ist erregt. Er bebt innerlich. Etwas ist anders als eben noch, als er seinen Jüngern ein Beispiel gab, indem er ihnen – jedem Einzelnen – die Füße wusch, „damit ihr tut, wie ich euch getan habe“. Eine Ahnung ergreift ihn. Eine Ahnung von den Dingen, die geschehen werden, ja die geschehen müssen und in dessen Zentrum Jesus steht und sein Lieblingsjünger und der Verräter. Es bedarf also des Verrats, damit geschehe, was geschehen muss. Eine unheimliche, vielleicht auch verstörende Ahnung, die Jesus da erfasst. Und doch überwiegt sein Vertrauen zum himmlischen Vater. „Bitte lass diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.“

Und der Verräter muss jetzt erfahren, dass Jesus ihn sieht. Dass Jesus seinen Bissen mit ihm teilt. Dass er so auch sein Schicksal mit ihm teilt. Dass auch er also in dem, was er nun tun muss, nicht alleine ist.

Jesus sagt zu ihm: „Was du tust, das tue bald!“

Die anderen Jünger verstehen nicht. Sie verstehen nicht, warum und wozu. Jesus aber schweigt. Doch sie haben eine Vermutung: Ist es möglich, dass Judas auserwählt ist, sich um das Passalamm zu kümmern? Das Fest muss schließlich vorbereitet werden! Weiter kommen sie in ihren Überlegungen nicht.

Kann es sein, so frage ich, dass Judas durch seinen Verrat, den Prozess gegen Jesus in Gang setzt, der ihn schließlich ans Kreuz bringt und auf diese Weise Jesus zum einzigartigen Passalamm für die ganze Welt wird? „Christe, Du Lamm Gottes, der Du trägst die Sünd´ der Welt, gib uns Deinen Frieden!“

Ich wünsche Ihnen in dieser Passionszeit viele spannende Glaubensentdeckungen im Johannesevangelium!

Amen

Gebet

Guter Vater im Himmel, / wir sehen Deinen Willen nicht immer sofort. / Manchmal haben wir nur eine Ahnung. / Lass uns erkennen, was Du mit mir und mit der Welt vorhast. / Eröffne eine Perspektive, / die in die Zukunft weist. / Gib mir dann den Mut, das zu tun, was Du von mir forderst / Bleibe bei mir bis an der Welt Ende. / Amen

Segen

Gott segne und behüte Dich. / Gott stärke und führe Dich in der Versuchung. / Gott mache Dich bereit, ihm zu dienen. / Amen.

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

Gott spricht: „Was tut ihr denn an den Fastentagen? Ihr geht euren Geschäften nach und treibt die Menschen zur Arbeit an! Meint ihr, dass ich ein solches Fasten liebe? Wenn Menschen sich quälen, den Kopf hängen lassen wie umgeknicktes Schilf und in Sack und Asche gehen? Nennst du das Fasten? Das wäre ein Fasten, wie ich es liebe: Löst die Fesseln der zu Unrecht Gefangenen, bindet ihr drückendes Joch los! Lasst die Misshandelten frei und macht jeder Unterdrückung ein Ende! Teil dein Brot mit dem Hungrigen, nimm die Armen und Obdachlosen ins Haus auf. Wenn du einen nackt siehst, bekleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Nächsten! Dann bricht dein Licht hervor wie die Morgenröte. Und deine Gerechtigkeit zieht vor dir her und die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Dann antwortet der Herr, wenn du rufst, sagt er: Ich bin für dich da!“ ( Jesaja 5 8, 1 – 9 in Auszügen)

Andacht von Pastor Matthias Groeneveld

Die Fastenzeit beginnt. Auch für dich? 7 Wochen ohne, ohne Schokolade, ohne Fleisch, ohne Alkohol, ohne Fernsehen… ohne Dinge eben, die wir lieben und die für uns selbstverständlich sind. Eine bewusste Umkehr von den Wegen des gedankenlosen Konsumierens. Wir nutzen die Zeit zum bewussten Essen, Atmen, zur Meditation und vielleicht ja sogar zum Gebet. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Einkehr, die auch kirchenferne Menschen anspricht, die einlädt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sich Zeit zu nehmen, in sich hineinzuhören, achtsam zu leben.

In dem Bibeltext lässt der Prophet Gott über das Fasten sprechen. Gott fragt: „Meint ihr, dass ich ein solches Fasten liebe?“ Und er sagt: Ein Fasten, das ich liebe, ist eines, das euch nicht für euch selber, sondern für die anderen öffnet. Schaut nicht selbst bezogen auf euch selbst. Schaut auf eure Mitmenschen. Das ist ein Fasten, das nicht nur euer gehetztes Leben unterbricht, sondern eines, das euch wachrüttelt und öffnet für die Not derer um euch herum. Ein Fasten, das die Welt verändert. Ein Fasten allerdings, das länger dauert als 7 Wochen.

Und schon möchte ich einwenden: „Aber dafür habe ich doch keine Zeit…“ Doch das ganze Leben soll ein Fasten sein, das Gott gefällt. Dabei geht es um mehr als Verzicht oder eine Einkehr für 7 Wochen. Aber Gott ist auch nicht Mensch geworden und am Kreuz gestorben, um uns für 7 Wochen einen gesunden Lebensstil zu zeigen. Und wenn du glaubst, das ist zu viel für dich, sagt Gott zu dir: „Keine Angst. Ich bin da.“ Du bist da. Amen.

Gebet

Tritt ein, mein Gott, / mein Leben steht dir offen. / Tritt ein und mach deine Liebe in mir stark. / Tritt ein mit all deiner Liebe in mein Leben, / in alles, was ich tue und denke. / Sei bei mir. / Gib mir Kraft. / Gib mir Gelassenheit. / Aber allem voran: / Gib mir deine Liebe. / Amen.

Segen

Gott segne und behüte Dich. / Gott gebe offene Augen, offene Ohren und ein offenes Herz. / Gott gehe dir voran und gebe dir Rückenwind. / So segne Gott dich. / Amen.

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

„Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (Lukas 8,5-8)

Andacht von Pastor Cord-Michael Thamm

Während ich mir diese Worte laut vorlese, sehe ich die Tapisserie aus unserer Thomaskirche vor meinen Augen: Der Weg ist zu sehen, auch die Vögel, die im Sturzflug herabfliegen. Ich erkenne auch den Felsen und das üppige Dornengestrüpp. Überall dort kommt der Samen nicht zum Zuge. Es ist traurig. Die Mühe des Sämanns scheint umsonst. Dann fällt mein Blick auf die gute Fläche dazwischen – ja es gibt sie. Es gibt dieses gute und ertragreiche Land – fruchtbar und golden leuchtend im Glanze der Sonnenstrahlen. Dort wächst es und sprießt es und gedeiht es. Es macht uns Menschen große Freude und gibt Gott Recht – und Ehre.

Ich mache viele solcher Erfahrungen in unserer Gemeinde: Es ist ja genau das unser Auftrag – meiner als Pastor, aber eben auch der eines jeden Christenmenschen – Gottes Wort zu sagen, das Wort des Lebens, der Liebe und der Vergebung weiterzusagen. Und wir geben es reichlich weiter – wie der Sämann im Gleichnis Jesu. Wir sparen nicht damit und schauen erst, wo Weg, wo Vögel, wo Felsen, wo Dornen sind und wo gutes Land ist und säen erst dann. Nein, wir sagen das gute Wort in jeder Situation, die sich uns bietet. Dieses Wort kommt von Gott. Und es bringt Segen. Zu den Menschen, die es nötig haben, ja, die es genau jetzt brauchen. Wir wussten es vorher nicht und haben es nicht berechnet. Wir haben es einfach gesagt. Und es erreicht sie. Und ihn. Und Gott befeuchtet es und lässt seine Sonne darauf scheinen. Und so beginnt etwas zu wachsen. Etwas ganz Wunderbares. Mitten unter uns. Es wächst bereits. Erkennst Du es denn nicht?

Gebet

Guter Vater im Himmel, / schenke uns reichlich von Deinem Wort. / Wir brauchen es, / wie die Luft zum Atmen, / um Trost zu finden, / Freude zu erfahren / und das Leben zu schmecken. Und dann: / Lass auch uns Dein Wort / reichlich weitersagen. / Amen

Segen

Gott segne und behüte Dich. / Gott gebe Dir sein Wort zur rechten Zeit. / Gott mache Dich bereit, sein Wort an viele weiterzugeben. / Amen.

Hinweis: Am Ende der Seite finden Sie den Text als PDF zum ausdrucken und als MP3 zum hören.

Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Lies dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch oder hör sie dir an. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Gott ist bei dir. Ganz gewiss.

Bibelwort zum Sonntag

„Jesus führte Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und führte sie auf einen hohen Berg, wo sie ganz für sich waren. Da veränderte sich sein Aussehen vor ihren Augen: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden strahlend weiß wie Licht. Petrus sagte zu Jesus: »Herr, hier ist gut sein!« Noch während Petrus redete, legte sich eine Wolke aus Licht über sie. Da erklang eine Stimme aus der Wolke: »Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude. Hört auf ihn!“ (Matthäus 17,1-9 in Auszügen)

Andacht von Pastor Matthias Groeneveld

Eine völlig verrückte Szene. Jesus und drei seiner Freunde gehen ‘rauf auf einen Berg. Plötzlich ist da ein helles Licht, so hell wie die Sonne. Und eine Wolke aus Licht, die Jesus umhüllt. Und dann noch die Stimme Gottes aus dem Himmel: „Das ist mein geliebter Sohn.“ Das Evangelium am letzten Sonntag nach Epiphanias erzählt buchstäblich ein High-Light. Auf dem Berg sehen die Jünger Jesus in hellstem Licht verklärt* und erkennen: Jesus ist Gottes Sohn. „Hier ist gut sein!“, fällt Petrus dazu nur ein. * „Verklärung“ nennt man diese Offenbarung Jesu als Gottes Sohn vor den Jüngern. Von Gott ergriffen ist Petrus. Seine beiden Kollegen sind ganz und gar sprachlos. Von Gott ergriffen. So wie Mose, den Gott aus dem Feuer anruft. Wie ginge es dir, wenn sich eine solche Szene vor deinen Augen abspielte?

Rückblick: An Weihnachten feiern wir, dass das Licht der Welt, der leuchtende Funken Gottes, mit Jesus in die Welt gekommen ist. Heute umhüllt dieses Licht Jesus. Die Verbindung ist nicht zufällig. Denn heute endet Weihnachten. Hättest du es gewusst? Doch, tatsächlich geht erst mit dem heutigen Sonntag auch in der Kirche die Weihnachtszeit zu Ende. Zwar dürfte nur in den wenigsten Kirchen und gar Häusern noch ein Weihnachtsbaum stehen. Und, wenn wir ehrlich sind, fühlt es sich auch nicht mehr so weihnachtlich an. Aber trotzdem steht dieser Sonntag noch einmal ganz im Zeichen der Botschaft von dem großen Licht, das mit Jesus in die Welt gekommen ist. Vielleicht kann dieser Tag für dich ein Anlass sein, noch einmal eine Kerze anzuzünden. Erinnere dich an das vergangene Fest und alles Licht, das in deinem Leben leuchtet. Und vergiss für einen Moment alles Dunkle und alle Schatten. Lass es hell sein. Es werde Licht!

Amen.

Gebet

Guter Gott, mach unser Leben hell.
Lass dein Licht aufgehen,
wo dein Licht fehlt,
wo es dunkel ist,
wo Verzweiflung ist,
wo Finsternis wohnt.
Dort lass dein Licht aufgehen
und dein Angesicht leuchten,
dass unsere Herzen und Gesichter strahlen.

Amen.

Segen

Gott segne dich.
Die Herrlichkeit Gottes gehe auf über dir wie die Sonne.
Seine Herrlichkeit scheine über dir und in dir.
Und siehe: Du wirst strahlen.

Amen.

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Dein Spaziergang beginnt und endet, wo du magst. Wenn dich ein Ort zum Stehenbleiben oder Hinsetzen einlädt, dann mach das. Wenn du magst, liest du dir den Bibeltext und die Andacht für diese Woche durch. Am besten so, dass du es hörst. Halte inne. Bewege die Gedanken in dir. Spüre Gott in dir nach. Er ist bei dir. Ganz gewiss.


Bibelwort zum Sonntag

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36, Jahreslosung 2021)

Andacht von Friedemann Neuhaus

Die Jahreslosung 2021 passt als Überschrift über das ganze Jahr. Denn das, was wir jetzt in dieser Corona-Pandemie am meisten brauchen, das ist gegenseitige Bereitschaft zur Barmherzigkeit und zur Vergebung. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat schon im Frühjahr 2020 zu Recht darauf hingewiesen, dass wir uns nach der Pandemie „alle miteinander viel zu verzeihen“ hätten.

Wie unbarmherzig sind wir, wenn wir auf das vermeintliche oder tatsächliche Versagen von Politik und von Verwaltung schauen, wenn wir Fehlverhalten anderer feststellen und kritisieren! Wir richten und urteilen sehr schnell und sind dabei meist gar nicht besser als die anderen. Es ist doch merkwürdig, dass die Mehrheit der Deutschen davon überzeugt ist, sich wirklich an die Corona-Regeln zu halten, gleichzeitig aber glaubt eine Mehrheit auch, dass die meisten anderen es nicht tun.

Der oben genannte Vers stammt aus dem Lukas-Evangelium, er ist Teil der sogenannten Feldrede (Lk 6,17-49). Hier gibt es z.B. auch die bekannten Seligpreisungen (Lk 6,20-23; Mt 5,3-12) und das Wort von der Feindesliebe (Lk 6,27-35; Mt 5,39-48).

Jesus spricht – in der Bergpredigt wie in der Feldrede – mit höchster Autorität. Und mit dieser höchsten Autorität sagt Jesus: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.“ (Lk 6,36-37) 

Verheißungen, die an eine einfache Voraussetzung geknüpft sind: Wie du mir, so ich dir! Der Regionalbischof von Ostfriesland, Detlef Klahr, hat in seiner Neujahrspredigt im Osnabrücker Dom daraus die schöne Variante gemacht: „Wie Gott mir, so ich dir.“ Wenn man einmal darüber nachdenkt, was einem in diesem Leben schon Gutes widerfahren ist und wo man Gottes Barmherzigkeit erfahren durfte, dann fällt es einem vielleicht leichter, selbst barmherzig zu sein.

Ich will das als Mahnung an mich verstehen, dass ich selbst vielleicht barmherziger sein sollte, weil auch ich der Barmherzigkeit bedarf.

Gebet

Vater unser im Himmel / geheiligt werde dein Name, / dein Reich komme, / dein Wille geschehe, / wie im Himmel, so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute, / und vergib uns unserer Schuld, /wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. / Und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn dein ist das Reich / und die Kraft und die Herrlichkeit / in Ewigkeit. / Amen.

Segen

Gott, segne und behüte uns. / Vater, breite über uns deine Hände aus. / Jesus, geh mit uns auf unserm Weg und führ uns nach Haus. / Geist, atme in uns und schenke uns Frieden. / Amen.

Acryl von U. Wilke-Müller © GemeindebriefDruckerei.de

Liebe Leserin, lieber Leser!

Da gehen die beiden. Ganz ohne Abstand. Ein Bild aus einer fast ganz anderen Zeit. Vielleicht gehören sie auch zusammen und müssen gar keinen Abstand halten. Dasselbe grün bestimmt ihre Oberkleider. Die Frauengestalt zur rechten blickt sorgend und mitfühlend zu der Person neben ihr. Unmittelbar daneben verbindet sich der Himmel mit der Erde. Von oben eine Art Lichtstrahl, der zur Mitte hin, auf Höhe der beiden Köpfe am hellsten scheint und eine segnende Gestalt erahnen lässt, verbindet sich mit einer Art Säule auf der Festen der Erde. Wiederum links daneben schlängelt sich eine Pflanze vom Erdboden hinauf – aus ihr scheint gleichsam ein zartes Kreuz zu entspringen. Das warme Gelb-Orange oben links lässt im Miteinander mit dem Blau des Himmels und des Wassers einen Regenbogen entspringen, der die beiden überspannt.

Mich spricht dieses farbenfrohe Bild zur Jahreslosung 2021 nicht nur sehr an, es macht mich auch froh und gibt mir Hoffnung für dieses neue Jahr! 

Zunächst: Wir Menschen gehen nie alleine, sondern mindestens zu zweit. So sollte es überall sein. Wenn ich jemanden sehe, der allein, vielleicht sogar einsam ist, dann kann ich der andere sein. Jesus hat einmal gesagt: „Fragt Dich jemand, eine Meile mitzugehen, geh mit ihm zwei!“ 

Dann: Jesus Christus ist nicht (mehr) am Kreuz. Er ist auferstanden und aufgefahren in den Himmel und kommt uns durch seinen guten Geist immer wieder nahe – manchmal mitten in unserem Alltag. Manchmal schwebt oder steht er direkt hinter uns und gibt uns Rückendeckung oder Rückenwind, so wie dieser Person hier in der Mitte.

Schließlich: Wir haben einen Vater im Himmel, der von seinem ganzen Wesen her barmherzig ist! Bei ihm können wir uns abschauen, wie das geht! Strengen wir uns an. Lassen wir dieses Jahr zu einem Jahr der Barmherzigkeit werden!

Ihr Pastor Cord-Michael Thamm

Liebe Thomas-Gemeinde,
heute geht es um Vernunft.
Genauer: Um vernünftigen Gottesdienst.
Was das ist?
Da gehen die Meinungen auseinander.
Mancher denkt: ordentlich lutherisch, wie es immer war.
Andere, Jüngere anzusprechen, auch mit anderer Musik, verständlicher Sprache, einladend zu sein und dabei sogar Konfessionsgrenzen zu überwinden. Sollten nicht heute z.B. die Sternsinger-Kinder kommen?
Einige sagen: „Vernünftiger Gottesdienst“ hat etwas mit Vernunft zu tun.
Mit durchdachten, anspruchsvollen Predigten, die aufzeigen, was richtig und wahr ist.
Wieder andere sagen: Vernünftig ist es, die Frage mit dem Herzen anzugehen.
Laut singen können, die vertrauten Gesichter sehen – auch die, die kein Internet haben –
Und jetzt sagt der Kirchenvorstand: Vernünftig ist es im Moment, sich nur elektronisch zu treffen, auch wenn es nicht dasselbe ist.

Geht es Ihnen auch wie mir, dass mit Vernunft dieser Wirrwarr kaum zu durchschauen zu sein scheint?
Vernünftiger Gottesdienst scheint eine große Sache zu sein.
Groß und kompliziert.
Also: Warum nicht gleich noch viel größer denken? Über den Sonntag hinaus? In den Alltag hinein?
Vielleicht könnte das ein Weg sein.
Paulus schreibt im Römerbrief (Kapitel 12, Vers 1):
Brüder und Schwestern, bei der Barmherzigkeit Gottes bitte ich euch:
Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung,
als ein lebendiges und heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer.
Das ist für euch ein vernünftiger Gottesdienst.
Oder, wie man vielleicht auch übersetzen könnte: sprechender Gottesdienst.
Einer, der der Welt von Gott erzählt.
Gottesdienst – ganz groß gedacht.
Das ganze Leben Gott zur Verfügung stellen.
Gott dienen, nicht nur am Sonntag, sondern auch im Alltag.

Klingt super – und ist leichter als man denken mag.
Paulus sagt:
Denk nicht zu klein von dir! Dir ist doch etwas gegeben.
Dein ganz eigenes, persönliches, genau richtig großes Stückchen Gottesdienst.
Vernünftiger Gottesdienst, mitten in der Welt, im Alltag:
der zeichnet sich aus durch die verschwenderische Unvernunft, mit der Gott seine Gaben durch die Welt wirft.
Bunt verteilt, so dass niemand allein alles kann. Aber alle zusammen vieles, Großes erreichen können.
Wir haben verschiedene Gaben, je nachdem, was Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat:
Wenn eine ein Musikinstrument gut spielt, dann tut sie es Gott zur Ehre.
Wenn einer gern backt, dann mache er andere damit glücklich, denn Kuchen ist Gnade.
Wenn eine einen grünen Daumen hat, dann soll sie wissen, dass sie Glück in die Herzen sät.
Wenn einer gut mit Computern und Apps umgehen kann, dann bringe er das ein, wo er anderen helfen kann.
Wenn eine gut singen kann, mache sie anderen eine Freude.
Und wenn einer schlecht singen kann, dann zeige er den anderen, dass wir nicht perfekt sein müssen, um Gott zu loben.
Und das alles nicht, weil wir uns in den Himmel singen, pflanzen, rechnen, backen müssten, sondern weil wir gar nicht anders können.
Es muss ja einfach heraus, was in uns steckt.
Also lasst es uns zum Guten nutzen, damit die Leute es sehen und sich fragen:
Was ist denn da los?
Und vielleicht sagst du dann: Gottesdienst.
Sprechender, singender, pflanzender, rechnender, backender Gottesdienst.

Amen.

Ein guten Start ins neue Jahr und Gottes Segen
Pastor Friedemann Keller

Wie hatte das Jahr 2020 eigentlich begonnen? Erinnert ihr euch? Ich kann mich gut erinnern. Es war unser erstes Silvester in Engter. Unsere Hasberger Freunde, mit denen wir jedes Jahr gemeinsam Silvester feiern, immer abwechselnd bei ihnen und bei uns, waren bei uns im Pfarrhaus gewesen. Kurz vor Mitternacht gingen wir gemeinsam nach draußen, um hoffnungsvoll das neue Jahr zu begrüßen – und sahen: Nichts! Nebel bestimmte diese Nacht in der gesamten Region Osnabrück. Kaum ein Feuerwerk war zu sehen, selbst die Geräusche waren seltsam gedämpft in dieser feuchten Luft. Auch sahen wir recht wenig andere Menschen – nun ja, durchs ganz Dorf sind wir nicht gelaufen. Kurz: Es war schon ein merkwürdiges Silvester. Eines, was wir so noch nicht erlebt hatten und das in Erinnerung bleibt. 

Unsere Kinder waren es, die irgendwann, als unser aller Leben im Frühjahr das erste Mal komplett heruntergefahren war, sagten: „War dieses neblige Silvester nicht ein Zeichen, eine Ankündigung dieses seltsamen Jahres 2020, in dem wir uns auch – wie im Nebel – erst einmal ganz neu orientieren mussten?“ 

Wir alle mussten erstmal lernen, mit dieser neuen Situation umzugehen: Wie lebt es sich überwiegend zu Hause, wo nun fast alles stattfand: Schule der Kinder, Arbeit der Eltern, alle Mahlzeiten zu Hause statt in Mensa, Kantine oder im Restaurant, selbst sonntags zu Hause – vor dem Bildschirm statt in der Kirche, aber auch: wertvolle neue Naturerfahrungen in den Wäldern, an den Feldern, im Garten.

Ja, erinnern wir uns: 8 Wochen haben wir in dieser Zeit keine Gottesdienste gefeiert, geschweige denn das Heilige Abendmahl. Beim Höchststand der aktuell Infizierten am 11. April – es war Karsamstag – waren es 578 in der Region Osnabrück. Diese Zahl senkte sich dann bis auf 116 am 17. Mai. Von da an stieg sie wieder. Stand gestern war sie auf 1043 gestiegen. 

Heute Abend nun sind wir dennoch zusammen gekommen – auch, um das Heilige Abendmahl miteinander zu feiern, mit Besonnenheit und Umsicht. Denn: Wir brauchen diese geistige Wegzehrung. Wir brauchen diesen Zuspruch Gottes auf unserer Wüstenwanderung in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts. Ja, wir brauchen auch Orientierung. 

So wie das Volk Israel damals.

Die Zeit der Wüstenwanderung wird zum Symbol für das Leben von uns Menschen überhaupt. Die Verse des Predigttextes öffnen uns die Augen für Gott. Sie zeigen uns an: Dieser Weg ist mehr als ein großer Umweg mit einer Rast am Rande der Wüste. Vor allem ist es ein Weg, den wir nicht alleine gehen, sondern als Volk, als Gemeinschaft. Und es ist ein Weg, auf dem Gott selbst uns vorangeht und uns den rechten Weg führt, wie es im 2. Buch Mose, Kapitel 13 in den Versen 20-22 heißt. Die Erscheinungsweisen Gottes könnten dabei gegensätzlicher nicht sein. Im hellen Sonnenlicht, in flirrender Hitze erscheint Gott im Wolkendunkel. In der Dunkelheit der Nacht erkennt man seine Gegenwart als hellen Feuerschein.

Mir sagt eine jüdische Auslegung zu, die dieses Bild von Feuerschein und Wolkensäule so überträgt: In der klaren Welt der Aufklärung, in der Welt des Rationalismus erscheint Gott als Wolke. Sinnbild für das Undeutliche, Verschwommene, Dunkle. Als Geheimnis.

Ich denke an die Zeit vor Corona – dachten wir nicht, wie hätten alles im Griff und es könnte alles so weiter gehen, wie bisher – immer größer, höher, weiter? Der Nebel des Altjahrsabend 2019 scheint mir die Wolkensäule Gottes gewesen zu sein. Alles war undeutlich, verschwommen, dunkel. Eben ein großes, göttliches Geheimnis.

In einer Welt und in einer Zeit aber, in der das Dunkel herrscht, wo Gefühle und Emotionen die bestimmenden Kräfte sind, wo die Nachtseite des Lebens überhandnimmt und sogar gesellschaftsbildend wird – da erscheint Gott in der Klarheit, als erhellende Wahrheit, die uns ruft und uns in die Verantwortung nimmt.

Hier denke ich an die von Corona geprägte Zeit seit März. Viele Menschen sind seelisch oder körperlich oder mit Blick auf ihre Existenz und Zukunftspläne an ihre Grenzen gekommen. Und dabei geht es uns hier in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen in der Welt noch ziemlich gut! Und mitten in dieser schwierigen und herausfordernden Zeit erscheint Gott in einer Klarheit, wie wir es lange nicht gesehen haben. „Altes ist vergangen. Siehe, neues ist am Entstehen. Erkennt ihr´s denn nicht? Erkennt ihr nicht die Zeichen der Zeit?“

Weniger ist mehr. Es kommt auf die Qualität an, nicht auf die Quantität. Nicht, wie viele Veranstaltungen oder Familientreffen ich besuche, ist wichtig, sondern: welche Qualität diese Begegnungen, ja diese geteilte Zeit, haben. Gute Gemeinschaft ist wichtig. Doch diese kann im Kleinen, zu zweit, zu fünft, zu zehnt wachsen und sie erfährt erst über eine gewisse Zeit an Kraft. Gott, durch Jesus Christus auch uns geschenkt, wieder in die Mitte meines Lebens und meines Handelns stellen. Das Gebet wieder neu entdecken und vertiefen. Und sei es zunächst mit den Worten dieses Abends. „Von guten Mächten wunderbar geborgen.“

So werden wir auf unserer Wanderung durch die 20er Jahre auch die großen Themen anpacken können, die oben auf liegen: Die Ev. Kirche fit machen für die Zukunft – konkret: Die Zusammenarbeit unserer beiden Gemeinden intensivieren und eine weitere Gemeinde für eine vertiefte Zusammenarbeit finden. Klimaneutralität und nachhaltige Landwirtschaft erreichen. Die A 33 Nord stoppen. Den Neumarkt wieder zu einem lebensfähigen Ort des urbanen Lebens, der Begegnungen und der Lebensfreude machen. Und: Den Jugendlichen in unseren Gemeinden und in der Gesellschaft Raum und Möglichkeiten zu bieten, sich einzubringen und sich von Ihren Ideen und Vorstellungen inspirieren zu lassen.

Ich bin sicher, dass wir heute Nacht nicht im Nebel tappen. Ich rechne damit, dass wir heute Nacht bei leichtem Frost die ein oder andere Feuersäule am Himmel sehen werden – und in ihrem Schein unsere Mitmenschen, denen wir zurufen können: Frohes neues Jahr!

Amen